Radio, Zukunft der Medien
Brian Boyer vom NPR Visuals Team
Brian Boyer vom NPR Visuals Team
20.04.2016

Visual Radio – Brian Boyer beim Deutschlandradio

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Besuch aus Amerika: Brian Boyer, der in Washington beim National Public Radio (kurz: NPR) das „Visuals Team“ leitet, war auf Einladung des Deutschlandradio Labs im Berliner Funkhaus zu Gast.

Boyer, der mehrere Jahre als Programmierer und Unternehmensberater tätig war, hat bei NPR das „Visuals Team“ aufgebaut. Sein mittlerweile 15-köpfiges Team arbeitet an der Schnittstelle von Technikentwicklung und Storytelling.

Geschichten erzählen, die Menschen bewegen

Visualisierung beim Radio – weil es dafür keine fertigen Konzepte gab, musste Boyer Formen, Formate, Ziele und Erfolgskriterien selbst definieren. Die Grundidee seines Teams: Geschichten erzählen, die Menschen bewegen. Das Problem dabei: Wie findet man heraus, was beim Leser gut ankommt? Brian Boyer: „Wie kann man Erfolg im Journalismus messen? Wie finden wir wirklich heraus, ob wir die Menschen bewegt haben?“

Schnell wurde dem Team klar, dass Pageviews wenig aussagekräftig sind. Und auch die üblichen Datenauswertungstools sagen wenig aus über Markenbindung, Impact von Geschichten und emotionale Erfahrungen der Nutzer und Leser.

Daraus leitete sich für Boyer und sein Team die Frage nach den richtigen Werkzeugen ab. Boyer erklärte: Emotionen lassen sich schlecht in Pageviews messen und so haben er uns sein Team einen #Carebot programmieren lassen. Der Carebot ist ein freundlich aussehender Chatbot, der in das interne Redaktions-Chatprogramm Slack integriert ist und den Redakteuren erleichtern soll, konkrete Fragen an das Dashboard zu stellen. Im Vordergrund stand aber auch, dass die Arbeit mit dem Chatbot Spaß machen soll. Denn auch das ist eine wichtige Erkenntnis: Je klüger und je einfacher ein Programm zu bedienen ist, desto eher wird es auch benutzt.

On Air und Online

In der anschließenden Diskussion erläuterte Boyer das Zusammenspiel von On Air und Online bei NPR. Radioprogramm und Webseite funktionieren für Boyer unabhängig voneinander. Man arbeite in der gleichen Redaktion, an der gleichen Idee, aber nicht mit den selben Formaten, betonte Boyer. „Die Menschen, die unsere Webseite besuchen, sind nicht zwangsläufig identisch mit denen, die unser Radioprogramm hören. Und selbst wenn, machen sie das nicht zur gleichen Zeit. Jemand, der auf dem Weg zur Arbeit Radio hört, surft höchstwahrscheinlich nicht gleichzeitig im Internet. Jemand, der auf der Arbeit unsere Webseite besucht, hat meistens keinen Kopf für Audiobeiträge.“ Es sei also nur folgerichtig, das getrennt voneinander zu denken, so Boyers Schlussfolgerung.

Vieles, mit dem wir uns beim Deutschlandradio beschäftigen, ist auch im Visuals Team von Boyer Thema: Wie umgehen mit Facebook als wichtigstem Traffic-Generator? Sollte man auch Facebook Live und Instant Articles nutzen? Wie misst man Erfolg? Wie funktioniert das Zusammenspiel von On Air und Online? Wie lassen sich Audios im Netz besser präsentieren?

Trotz der vielen offenen Fragen – für Brian Boyer ist vor allem eins wichtig: ausprobieren, neue Wege erkunden, scheitern dürfen.

Der ganze Vortrag von Brian Boyer: