Apps, Radio
12.10.2014

Drei Links zu Radioapps

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Radioapps gibt es unüberschaubar viele. Die meisten Sender bieten eigene Apps an, außerdem gibt es eine Menge „aggregierende“ Apps, die Angebote verschiedener Programme bündeln. Welche Apps funktionieren gut, welche Funktionen bieten sie? Drei Beispiele:

„Sei Dein eigener Programmdirektor“ – das Motto steckt schon im Namen von diy.fm. Das Do-it-yourself-Radio lässt sich über den Browser und über Apps für IOS und Android nutzen, die Inhalte kommen aus den Radioprogrammen vom SRF. Neu ist diy.fm nicht, 2012 wurde das Projekt vom Schweizer Radio und Fernsehen mit dem Prix Europa ausgezeichnet.

Do-it-yourself-Radio für Browser und Apps

Was wird angeboten? Die SRF-Inhalte lassen sich komplett neu mischen und ergänzen durch eigene Inhalte. Voraussetzung ist das Anlegen eines Accounts. Einstellbar ist danach zunächst das „Grundangebot“, das aus dem Livestream der SRF-Sender oder der „lokal gespeicherten Musik“ auf meinem Gerät besteht. Auf der Webseite lassen sich eigentlich Livestreams anderer Sender ergänzen; mein Versuch, den Deutschlandfunkstream hinzuzufügen war aber leider nicht erfolgreich. Nachrichten zur vollen Stunde lassen sich zuschalten, thematisch sortierte Spezialinteressen an- oder wegklicken, On-Demand-Inhalte dazu wählen. Die App spielt das Grundangebot, wenn keine aktuellen On-Demand-Inhalte verfügbar sind.

Wie funktioniert es? Die erste Hürde ist die Anmeldung. Wo soll ich mich eigentlich noch alles anmelden? Ich mache das nur selten, weil ich auf die Verwaltung von Accounts keine Lust habe und nicht gern Daten abgebe. Dass das Angebot nur mit Netzverbindung spielt, ist eine Einschränkung. Die diy.fm zugrunde liegenden Ideen mag ich sehr, würde mich aber nur intensiver mit der Zusammenstellung meiner Inhalte beschäftigen, wenn ich frei und nicht nur aus dem Angebot des SRF wählen könnte. Die Usability ist OK für mich, aber für viele NutzerInnen ist das wahrscheinlich alles zu viel – zu viel Auswählen, zu viel Hantieren. Programmdirektor sein ist Arbeit und damit das Gegenteil von Radiohören: Einschalten und fertig.

„Einfach“ ist die Leitidee von NPR one

Im Sommer hat der Dachverband der öffentlichen lokalen Radiosender in den USA die App rausgebracht, die derzeit nur für IOS und Android angeboten wird (der Hinweis auf Android kam von Marc Krüger). Ohne Anmeldung funktioniert auch sie nicht, bietet danach einen schnell überblickten Funktionsumfang. Dazu gehören ein einstellbarer Lokalsender, eine Suchfunktion nach Themen im Audio-on-Demand-Angebot, ein Player mit Bewertungsknopf „interesting“ und Skipfunktion. Aus den als interessant bewerteten Themen werden Vorschläge errechnet. Das alles ist sehr übersichtlich. Die App braucht eine Netzverbindung.

Wie funktioniert es? Noch ein Account – siehe oben. Diese App aber ist ein Vorbild an Nutzerfreundlichkeit – kein Schnickschnack, weder grafisch noch inhaltlich. Die Funktionen erklären sich wirklich von selbst. NPR One macht die NutzerInnen nur in Teilen zum eigenen Programmdirektor, weil sie nur grob angeben können, was sie gern hören möchten, und dann das App-eigene Vorschlagswesen einen Teil der Programmdirektorenarbeit übernimmt. Das ist näher am Radiohören nach alter Art – einschalten und fertig. Zugleich hat die Schlichtheit der App bei mir dazu geführt, dass ich mich nach einer kurzen Weile gefragt habe: War’s das? So sind wir NutzerInnen.

TuneIn bietet in den USA schon seit mehr als 10 Jahren seine Dienste an

Auch über der Plattform-App „TuneIn“ steht unausgesprochen das Motto „sei dein eigener Programmdirektor“. TuneIn bietet in den USA schon seit mehr als 10 Jahren seine Dienste an, die darin bestehen, über Browser und Apps aus einer riesigen Auswahl von nationalen und internationalen Livestreams und Audio-on-Demand-Angeboten auswählen zu können. Apps gibt es für IOS, Android und das Windows-Phone, außerdem gibt es Schnittstellen zu Fernsehern und drahtlosen HiFi-Systemen. Seit dem Relaunch seines Auftritts im Frühjahr bietet TuneIn außerdem Sharing- und Kommentierfunktionen, wie sie aus sozialen Medien bekannt sind.

Einige Funktionen der IOS-App in der Version mit Aufnahmefunktion: Vorsortierte Themen können „durchstöbert“ werden nach Sendern, Sendungen, Titeln oder Künstlern. Wenn mir etwas gefällt, kann ich es favorisieren, und erstelle so allmählich ein Profil, aus dem sich Vorlieben ergeben. Entlang dieser Vorlieben macht die App Vorschläge für Musiktitel, aber auch für Inhalte wie „Nachrichten“ oder „Kultur“. Schön ist die Aufnahmefunktion, wenn sie auch nur Livemitschnitte zulässt. All das funktioniert ohne Anmeldung, aber nur mit Netzverbindung  (letzteres gilt ja für alle drei hier beschriebenen Apps – es gibt auch Apps, die das Herunterladen von Podcasts erlauben). Nur mit Anmeldung lassen sich die Social-Media-Funktionen nutzen – die habe ich nicht ausprobiert, weil ich nicht noch einen Account einrichten wollte.

Wie funktioniert es? Die App wird inzwischen auch in einer deutschen Version angeboten, und dennoch ist ihre amerikanische Herkunft klar erkennbar. So findet sich unter der Rubrik „Durchstöbern“ das Thema „Amerikanischer Kollege-Football“. Naja. Die Vergabe der Kategorien für die Inhalte ist manchmal eigenartig (Deutschlandradio Kultur läuft unter „Kulturgeschichte“), deshalb sind die Vorschläge auch nicht immer treffend. Die Pflege des Podcastangebots lässt gelegentlich zu wünschen übrig (unsere eigenen Podcasts sind nicht immer mit den richtigen Logos versehen, bevor alte Angebote verschwinden und neue aufgenommen werden, vergeht recht viel Zeit). Die angebotene Vielfalt ist beeindruckend, aber eben auch wieder verwirrend.

Für Radiosender, die sich keine eigene App leisten können oder wollen, ist ein ordentlicher Auftritt in einer App wie TuneIn eine erwägenswerte Variante, allein weil sie für so viele technische Plattformen angeboten wird. Wer als Sender einen Vertrag mit TuneIn abschließt, bekommt außerdem Zugang zu Messtools, die einen guten Überblick über die Nutzung geben.