Nicola Balkenhol – Deutschlandradio Lab http://blogs.deutschlandradio.de/lab/ Tue, 03 Sep 2019 08:44:41 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.8.1 http://blogs.deutschlandradio.de/lab/wp-content/uploads/sites/10/2016/04/cropped-600-mal-600-Quadratisches-Logo-mit-blauem-Hintergrund-Vimeo-32x32.png Nicola Balkenhol – Deutschlandradio Lab http://blogs.deutschlandradio.de/lab/ 32 32 Die Zukunft des Radios oder Hören bleibt http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2019/09/03/die-zukunft-des-radios-oder-hoeren-bleibt/ Tue, 03 Sep 2019 08:29:34 +0000 http://blogs.deutschlandradio.de/lab/?p=3191

Als wir im Mai 2014 mit diesem Blog anfingen, hatten wir manch schweren Seufzer hinter uns (und manche kamen noch). Die Audios unserer drei Programme Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova verschwanden als mp3-Dateien kaum auffindbar irgendwo im Netz. Macht Videos daraus, rieten uns manche, oder gleich: vergesst es. Audio im Netz verliert gegen Video, Bild und Text, lautete die Prognose.

Und dann kam der Podcast-Boom erst in den USA, inzwischen auch bei uns. Musikstreaming wird mehr und nicht nur von Jüngeren genutzt und zieht Podcasts mit. Liveradio übers Smartphone konkurriert erfolgreich mit dem alten Küchenradio – müssen wir uns über die Zukunft von Radio keine Gedanken mehr machen?

Doch, natürlich, weil sich nichts so schnell ändert wie digitale Angebote von Medieninhalten und ihre Nutzung. Wir arbeiten an der Weiterentwicklung der Dlf Audiothek App, wir migrieren gerade unsere Web-Inhalte vom einen in das nächste CMS, wir verbessern unsere Angebote für Smartspeaker. Der CMS-Wechsel ist auch der Anlass, dieses Blog zu schließen. Die alten Inhalte bleiben erreichbar, aber wir führen es nicht fort. Mal sehen, wie wir weitermachen mit dem öffentlichen Nachdenken über die Zukunft des Radios.

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http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/12/22/3146/ http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/12/22/3146/#comments Thu, 22 Dec 2016 19:38:57 +0000 http://blogs.deutschlandradio.de/lab/?p=3146 ]]> Hören wann ich will und was ich will – diesem Wunsch sind wir jetzt einen weiteren Schritt näher gekommen: Auf unseren Webseiten www.deutschlandfunk.de und www.deutschlandradiokultur.de bieten wir in einer Beta-Version einen „Timeshift-Player“ mit zwei Stunden Puffer an.

Neben dem einfachen Player (Radio muss einfach sein, wie das alte „Schätzchen“ in der Küche, das man im früh-morgendlichen Halbschlaf bedienen kann) haben wir unseren „Elektronischen Programmführer“ platziert, den wir unter dem Namen „Vor- und Rückschau“ auch auf den Webseiten unserer beiden UKW-Programme anbieten. Gespeist wird diese Liste mit Daten aus dem Sendeablaufsystem WebMerlin. Leider sind diese Daten nicht Minuten- oder Sekunden-genau, weil WebMerlin nur die Planung, aber nicht die tatsächliche Sendung „kennt“. In einem der nächsten Schritte müssen wir also das Broadcast-Protokoll mit unserem Player „verheiraten“, weil das Broadcast-Protokoll Auskunft gibt über die Sendung, wie sie wirklich stattfand.

Tobias Gasser hat so recht:

Unbenannt

Wir freuen uns über Rückmeldungen zu unserem Timeshift-Player!

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Unterbrechungsfrei Hören und Surfen http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/09/16/unterbrechungsfrei-hoeren-und-surfen/ http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/09/16/unterbrechungsfrei-hoeren-und-surfen/#respond Fri, 16 Sep 2016 12:00:57 +0000 http://blogs.deutschlandradio.de/lab/?p=2956 ]]> Wir haben den Audio-Player auf deutschlandfunk.de in einem wichtigen Punkt verbessert: Sie können nun unsere Audios beim Surfen unterbrechungsfrei anhören. Starten Sie dazu ein Audio auf einer Webseite und surfen dann in unserem Angebot weiter. Der angeklickte Audiobeitrag wird abgespielt, solange Sie deutschlandfunk.de nicht verlassen.

Als im April  Brian Boyer von NPR stolz bei uns darüber berichtete, dass NPR seit kurzem einen „Seamless Player“ auf den Webseiten habe, hatten wir das Projekt auch schon länger „auf dem Zettel“. Nach einer aufwändigen Testphase sind wir jetzt so weit, dass wir den „unterbrechungsfreien Player“ auf deutschlandfunk.de anbieten können. Wenn er dort fehlerlos läuft, werden wir ihn auch auf deutschlandradiokultur.de einsetzen.

Warum ist ein „unterbrechungsfreier Player“ überhaupt kompliziert? Beim Surfen über unsere Webseiten wechselt der Nutzer HTML-Seiten, die dann jeweils neu geladen werden. Jedes Neuladen einer Seite betrifft auch den darauf verorteten Player, der sich nicht an den abgespielten Audioinhalt der zuvor besuchten Seite „erinnert“ – man muss ihn also jeweils immer wieder neu starten. Um das Problem zu umgehen, haben wir bisher für das Abspielen des Audios die Mediathek in einem eigenen Fenster geöffnet. So konnte man weiter surfen, ohne dass das angewählte Audio unterbrach. Diese Lösung ist aber weder elegant, noch zeitgemäß und auch nicht sehr nutzerfreundlich.

Wie haben wir das Problem gelöst? Um den Player durchgehend und unterbrechungsfrei über alle Seiten nutzen zu können, musste zunächst die komplexe HTML-Struktur unseres Angebotes analysiert und dann angepasst werden, denn man benötigt dazu einen Ort, an dem der Player über alle Seiten gleich positioniert ist. Je einfacher eine Seite aufgebaut ist, desto leichter lässt sich eine solche Position finden. Leider ist unser Seitenaufbau aber nicht einfach, sondern variantenreich. Trotzdem fanden wir einen Ort, und zwar im Kopf der Seite – zufällig der Platz, an dem er sich schon befand! Das Problem wurde so gelöst, dass nur die Inhalte beim Seitenwechsel separat nachgeladen werden, während die ursprünglich geladene Seite, auf der man den Player gestartet hat, in Wirklichkeit nicht verlassen wird. Dies ist für die Nutzer aber nicht sichtbar. Für ihn erscheint alles unverändert, und es fühlt sich auch so an, außer dass der Player, anders als vorher, ohne Unterbrechung weiter läuft, bis man die Deutschlandfunk-Seite komplett schließt.

Diese Lösung hatte unmittelbare Auswirkungen auf die Auswertung der Nutzung unserer Webinhalte, weil das Konzept der Zählung nicht mehr funktionierte wie bisher. Diese elementare Funktion musste also an die strukturelle Änderung unseres HTMLs angepasst werden. Umgebaut werden mussten darüber hinaus der Podlove-Web-Player für unsere Podcasts, das Aufrufen von PDFs und Podcast-Feeds sowie alle JavaScript-Implementierungen auf der gesamten Website, und natürlich auch der Audio-Player selbst musste angepasst werden.

Eine besondere Herausforderung stellte die „zurück-Taste“ (Backspace) des Browsers dar. Weil durch die Nutzung dieser Funktion die Seite nicht neu geladen wird, musste das Verhalten dieser Taste dem auf einer normalen Webseite nachempfunden werden.

 

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Visual Radio – Brian Boyer beim Deutschlandradio http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/04/20/visual-radio-brian-boyer-beim-deutschlandradio/ http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/04/20/visual-radio-brian-boyer-beim-deutschlandradio/#respond Wed, 20 Apr 2016 11:57:38 +0000 http://blogs.deutschlandradio.de/lab/?p=2451 ]]> Besuch aus Amerika: Brian Boyer, der in Washington beim National Public Radio (kurz: NPR) das „Visuals Team“ leitet, war auf Einladung des Deutschlandradio Labs im Berliner Funkhaus zu Gast.

Boyer, der mehrere Jahre als Programmierer und Unternehmensberater tätig war, hat bei NPR das „Visuals Team“ aufgebaut. Sein mittlerweile 15-köpfiges Team arbeitet an der Schnittstelle von Technikentwicklung und Storytelling.

Geschichten erzählen, die Menschen bewegen

Visualisierung beim Radio – weil es dafür keine fertigen Konzepte gab, musste Boyer Formen, Formate, Ziele und Erfolgskriterien selbst definieren. Die Grundidee seines Teams: Geschichten erzählen, die Menschen bewegen. Das Problem dabei: Wie findet man heraus, was beim Leser gut ankommt? Brian Boyer: „Wie kann man Erfolg im Journalismus messen? Wie finden wir wirklich heraus, ob wir die Menschen bewegt haben?“

Schnell wurde dem Team klar, dass Pageviews wenig aussagekräftig sind. Und auch die üblichen Datenauswertungstools sagen wenig aus über Markenbindung, Impact von Geschichten und emotionale Erfahrungen der Nutzer und Leser.

Daraus leitete sich für Boyer und sein Team die Frage nach den richtigen Werkzeugen ab. Boyer erklärte: Emotionen lassen sich schlecht in Pageviews messen und so haben er uns sein Team einen #Carebot programmieren lassen. Der Carebot ist ein freundlich aussehender Chatbot, der in das interne Redaktions-Chatprogramm Slack integriert ist und den Redakteuren erleichtern soll, konkrete Fragen an das Dashboard zu stellen. Im Vordergrund stand aber auch, dass die Arbeit mit dem Chatbot Spaß machen soll. Denn auch das ist eine wichtige Erkenntnis: Je klüger und je einfacher ein Programm zu bedienen ist, desto eher wird es auch benutzt.

On Air und Online

In der anschließenden Diskussion erläuterte Boyer das Zusammenspiel von On Air und Online bei NPR. Radioprogramm und Webseite funktionieren für Boyer unabhängig voneinander. Man arbeite in der gleichen Redaktion, an der gleichen Idee, aber nicht mit den selben Formaten, betonte Boyer. „Die Menschen, die unsere Webseite besuchen, sind nicht zwangsläufig identisch mit denen, die unser Radioprogramm hören. Und selbst wenn, machen sie das nicht zur gleichen Zeit. Jemand, der auf dem Weg zur Arbeit Radio hört, surft höchstwahrscheinlich nicht gleichzeitig im Internet. Jemand, der auf der Arbeit unsere Webseite besucht, hat meistens keinen Kopf für Audiobeiträge.“ Es sei also nur folgerichtig, das getrennt voneinander zu denken, so Boyers Schlussfolgerung.

Vieles, mit dem wir uns beim Deutschlandradio beschäftigen, ist auch im Visuals Team von Boyer Thema: Wie umgehen mit Facebook als wichtigstem Traffic-Generator? Sollte man auch Facebook Live und Instant Articles nutzen? Wie misst man Erfolg? Wie funktioniert das Zusammenspiel von On Air und Online? Wie lassen sich Audios im Netz besser präsentieren?

Trotz der vielen offenen Fragen – für Brian Boyer ist vor allem eins wichtig: ausprobieren, neue Wege erkunden, scheitern dürfen.

Der ganze Vortrag von Brian Boyer:

]]> http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/04/20/visual-radio-brian-boyer-beim-deutschlandradio/feed/ 0 Mit einem Startup-Podcast ein Startup gründen http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2015/07/03/mit-einem-startup-podcast-ein-startup-gruenden/ http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2015/07/03/mit-einem-startup-podcast-ein-startup-gruenden/#respond Fri, 03 Jul 2015 14:56:32 +0000 http://blogs.deutschlandradio.de/lab/?p=1605 ]]> Die drei besten Tipps für erfolgreiche Podcasts? Erzähle eine Geschichte, interessiere dich für dein Publikum und sei ehrlich. Sie stammen von Alex Blumberg, der im August vergangenen Jahres zusammen mit Matthew LieberGimlet Media“ gegründet hat. Aus dem Stand gelang es Gimlet, drei Podcasts erfolgreich im Markt zu platzieren.

Alex Blumberg wusste, was er tat, als er die sehr erfolgreiche Radio Show „This American Life“ verließ. Er war dort jahrelang Producer und trug zum Erfolg der Sendung bei, die auch als Podcast riesige Verbreitung fand. Bei „Planet Money“, einem ebenfalls sehr erfolgreichen NPR-Podcast, war er Co-Moderator. Dabei habe er gelernt, wirtschaftliche Zusammenhänge zu erklären wie man Freunden an der Bar beim Bier Dinge erzählt – einfach, nachvollziehbar, engagiert.

Er hatte also klare Vorstellungen davon, was gut gemachte Geschichten zum Hören sind und wie sie produziert sein sollten, als er NPR verließ um sich selbständig zu machen. Zugleich habe er keine Lust mehr gehabt, seine Ideen in Formate pressen zu lassen, die ihn nicht richtig überzeugten, beschreibt Alex Blumberg seine Motivation (hier ein ausführlicher Artikel über Podcasts und Gimlet Media in der NYT).

Die Schritte bis zur Gründung von Gimlet Media machte Blumberg zum Thema seines ersten Podcasts in kompletter Eigenregie: Startup. In dem Podcast erzählt er in der inzwischen dritten Staffel sehr ehrlich, was alles schief gehen kann, was man nicht vergessen darf und vor allem auch: wie die eigene Familie mitleidet. Blumberg hatte den Start-Vorteil, dass er in seinen letzten Folgen von „This American Life“ auf seinen neuen Podcast hinweisen konnte. Das funktioniere sehr gut, besser als der Einsatz von social media, und sei eine sehr große Starthilfe gewesen.

Das Konzept von StartUp ging auf: etwa 500.000 Downloads pro Woche. Die Hälfte komme über iTunes, die übrigen 50 Prozent Downloads verteilten sich auf die eigene Webseite und andere Podcastplattformen. Auch Gimlet Media hat Probleme, das genauer aufzuschlüsseln (da geht es ihnen nicht anders als uns beim Deutschlandradio, es fehlen einfach die Mess-Tools).

Das Geld, das Gimlet Media verdient, kommt derzeit über Werbung rein. Alex Blumberg ist selbst erstaunt, wie gut das klappt. Unterbrecherwerbung werde selten übersprungen, das mache sie für Unternehmen attraktiv, und deshalb seien die Preise gut. Er könne sich mehr auszahlen, als im Geschäftsplan vorgesehen, auch wenn es weniger sei, als er früher verdient habe. 18 MitarbeiterInnen hat die Plattform schon, zwei weitere werden derzeit gesucht.

Wie es weitergeht mit Gimlet Media? Die erste Veranstaltung für HörerInnen ist geplant, Blumberg und sein Partner denken über Abo-Modelle nach. Mehr Podcasts werde es auch geben, aber man wolle nichts überstürzen. Im Zentrum stünden gut erzählte Geschichten mit einem eigenen „twist“, das bleibe entscheidend. Die Ausschreibung für neue Podcast-Macher (Producer und Host) ist übrigens von Ende Mai – scheint nicht so einfach zu sein.

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„Die Hörer können dich fallen lassen“ – Die Radiodays Europe 2015 in Mailand http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2015/03/24/radiodays-europe-2015-in-mailand/ http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2015/03/24/radiodays-europe-2015-in-mailand/#respond Tue, 24 Mar 2015 09:11:14 +0000 http://blogs.deutschlandradio.de/lab/?p=1151 ]]> Die Radiodays Europe bieten so viel Programm, dass ein Plan her muss, der hilft, in dem riesigen Angebot nicht unterzugehen (dabei unterstützt übrigens die Tagungs-App – schöner Service). Meine „Forschungsfragen“ für die Konferenz in Mailand: Wo stehen wir bei der Verbreitung (UKW, DAB, IP-Audio)? Was müssen wir tun, um den Generationen-Abriss zu vermeiden (Apps, Social Media, YouTube, Analytics)? Und natürlich: Was sind eigentlich die Stärken von Radio, die wir – egal, über welchen Verbreitungsweg – immer ausspielen sollten?

Antworten auf all diese Fragen enthielt der Vortrag von Helen Boaden, Hörfunkdirektorin der BBC, am Auftaktabend der Radiodays. „Meet the Media Guru“ heißt die Reihe, die vor zehn Jahren in Mailand „gegründet“ wurde und sich im weitesten Sinne mit digitaler Technologie und ihren kulturellen Folgen beschäftigt. Anmoderiert wurde Boaden auf Italienisch (das ich nicht wirklich kann) mit dem Hinweis, dass Radio an sich ja schon ein soziales Medium sei, insofern es den Dialog ermögliche. Das müssten die Radiomacher einfach nur nutzen.

Die BBC-Hörfunkdirektorin Helen Boaden (Foto: imago/Italy World Press)

Die BBC-Hörfunkdirektorin Helen Boaden (Foto: imago/Italy World Press)

BBC-Hörfunkchefin Boaden: Es geht um gutes Geschichten-Erzählen

Sie sei mit einer Kindersendung im Radio aufgewachsen, erzählte Helen Boaden, der sie regelmäßig eine Viertelstunde lang zugehört habe. Das sei ihre Radio-Sozialisation gewesen. 1983 habe sie dann bei der BBC als Journalistin angefangen. Damals hätten sich sechs Journalisten ein Telefon geteilt (ungläubiges Raunen bei den Zuhörern). Egal, wie sich die Bedingungen inzwischen verändert hätten, eins sei gleich geblieben: Es gehe um gutes Geschichten-Erzählen, und dazu eigne sich das Radio hervorragend.

In den 90ern war Helen Boaden Chefin von Radio 4 und ließ am Tag nach Weihnachten Harry Potter von Stephen Fry vorlesen. Das Ergebnis: Die Hörerzahlen gingen in der eigentlich fürs Radio „toten“ Nachweihnachtszeit rasant nach oben. Für Boaden der Beweis, dass ihre „Storytelling“-Vermutung richtig ist.

Innovation im Multimedia-Newsroom

Sogar im eigenen Haus wendet sie das Mittel „Geschichten-Erzählen“ an. Sie habe einen komplett integrierten Multimedia-Newsroom aufgebaut mit einem tollen Team, das übrigens zu 60 Prozent aus Frauen bestand, was immer gut sei, wenn es um Teamplay gehe. Damit das anfangs sehr skeptisch betrachtete Projekt klappen konnte, habe es einer starken Geschichte (narrative) bedurft. Diese bestand darin, die Hörerschaft zu stärken mit Produkten, die in diesem Newsroom entstanden. Um die Mitarbeiter zu überzeugen von ihrer Geschichte, habe sie einen sehr hohen kommunikativen Aufwand betrieben (allein über 30 „lunchtime sessions“ mit dem mittleren Management).

„Digital innovation is essential to keep radio relevant, but it is only half the story. When choice proliferates and competition intensifies, high-quality, distinctive content will become even more important.“ Helen Boaden

Wichtig sei es, sich in strategischen Prozessen wie etwa der Digitalisierung klar zu machen, wo im Markt das eigene Unternehmen stehe. Die folgende nicht besonders gut lesbare Folie zeigt oben links die BBC-Radio-Programme, unten links Fernseh-Anbieter, und rechts die großen Player im Digitalgeschäft Google und Amazon, und allein die Größenverhältnisse sollen hier den Lerneffekt erzeugen. Selbst die große BBC ist da ganz klein:

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Radio: Nebenbeimedium mit Alleinstellungsmerkmal

Also geht es um die Alleinstellungsmerkmale von Radio. Ein Stichwort lautet hier „Nebenbeimedium“. Zeitschriften könne man während des Autofahrens nicht lesen, weshalb z.B. der „Spectator“ seine Artikel sehr erfolgreich als Podcasts anbiete. Was aber tun, wenn das Radio von Jugendlichen gar nicht mehr wahrgenommen wird? Dorthin gehen, wo die Jugendlichen sind, nämlich auf YouTube. Die BBC-Jugendwelle Radio 1 ist dort sehr erfolgreich. Warum? Weil auch die jungen Leute merkten, was Qualität ist: Sie trauten guten DJ’s und Moderatoren wie Zane Lowe, den Apple gerade von Radio 1 „weggekauft“ hat. Für Boaden ein Beweis dafür, wie gut Audio im Wettbewerb der weltweiten Marken da steht.

Ein paar der Versuche, die die BBC unter Boaden gestartet hat, um die Radioprogramme zu stärken: BBC-Playlister, ein visuelles Radioprogramm mit Musik der 80er gegen die Fußballübertragungen gesetzt, um Menschen anzusprechen, die sich nicht für Fußball interessieren; „Pop-up-Radiostationen“ via DAB, etwa zum Eurovision Song Contest 2014, in diesem Jahr für Country-Musik (jeweils für wenige Tage); Übertragung der Proms in Megasound-Qualität für anspruchsvolle Hörer.

Boaden: Achtet auf die Kernkompetenz des Mediums

Boadens Botschaft: Programm-Macher, überlegt euch, was die Kernkompetenz des Radios ist: Reputation, Personalisierung, Inhalt. Radio ist ein täglicher Begleiter, biete Komfort und Humor für seine HörerInnen. Für die Hörerschaft „wonderful events“ kreieren (wie eben die Harry-Potter-Lesung), Emotionen hervorrufen.

Und immer dran denken: „You can’t sack the audience, but they can sack you.“

 

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Drei Links zu Radioapps http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2014/10/12/drei-links-zu-radioapps/ http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2014/10/12/drei-links-zu-radioapps/#respond Sun, 12 Oct 2014 20:28:55 +0000 http://blogs.deutschlandradio.de/lab/?p=723 ]]> Radioapps gibt es unüberschaubar viele. Die meisten Sender bieten eigene Apps an, außerdem gibt es eine Menge „aggregierende“ Apps, die Angebote verschiedener Programme bündeln. Welche Apps funktionieren gut, welche Funktionen bieten sie? Drei Beispiele:

„Sei Dein eigener Programmdirektor“ – das Motto steckt schon im Namen von diy.fm. Das Do-it-yourself-Radio lässt sich über den Browser und über Apps für IOS und Android nutzen, die Inhalte kommen aus den Radioprogrammen vom SRF. Neu ist diy.fm nicht, 2012 wurde das Projekt vom Schweizer Radio und Fernsehen mit dem Prix Europa ausgezeichnet.

Do-it-yourself-Radio für Browser und Apps

Was wird angeboten? Die SRF-Inhalte lassen sich komplett neu mischen und ergänzen durch eigene Inhalte. Voraussetzung ist das Anlegen eines Accounts. Einstellbar ist danach zunächst das „Grundangebot“, das aus dem Livestream der SRF-Sender oder der „lokal gespeicherten Musik“ auf meinem Gerät besteht. Auf der Webseite lassen sich eigentlich Livestreams anderer Sender ergänzen; mein Versuch, den Deutschlandfunkstream hinzuzufügen war aber leider nicht erfolgreich. Nachrichten zur vollen Stunde lassen sich zuschalten, thematisch sortierte Spezialinteressen an- oder wegklicken, On-Demand-Inhalte dazu wählen. Die App spielt das Grundangebot, wenn keine aktuellen On-Demand-Inhalte verfügbar sind.

Wie funktioniert es? Die erste Hürde ist die Anmeldung. Wo soll ich mich eigentlich noch alles anmelden? Ich mache das nur selten, weil ich auf die Verwaltung von Accounts keine Lust habe und nicht gern Daten abgebe. Dass das Angebot nur mit Netzverbindung spielt, ist eine Einschränkung. Die diy.fm zugrunde liegenden Ideen mag ich sehr, würde mich aber nur intensiver mit der Zusammenstellung meiner Inhalte beschäftigen, wenn ich frei und nicht nur aus dem Angebot des SRF wählen könnte. Die Usability ist OK für mich, aber für viele NutzerInnen ist das wahrscheinlich alles zu viel – zu viel Auswählen, zu viel Hantieren. Programmdirektor sein ist Arbeit und damit das Gegenteil von Radiohören: Einschalten und fertig.

„Einfach“ ist die Leitidee von NPR one

Im Sommer hat der Dachverband der öffentlichen lokalen Radiosender in den USA die App rausgebracht, die derzeit nur für IOS und Android angeboten wird (der Hinweis auf Android kam von Marc Krüger). Ohne Anmeldung funktioniert auch sie nicht, bietet danach einen schnell überblickten Funktionsumfang. Dazu gehören ein einstellbarer Lokalsender, eine Suchfunktion nach Themen im Audio-on-Demand-Angebot, ein Player mit Bewertungsknopf „interesting“ und Skipfunktion. Aus den als interessant bewerteten Themen werden Vorschläge errechnet. Das alles ist sehr übersichtlich. Die App braucht eine Netzverbindung.

Wie funktioniert es? Noch ein Account – siehe oben. Diese App aber ist ein Vorbild an Nutzerfreundlichkeit – kein Schnickschnack, weder grafisch noch inhaltlich. Die Funktionen erklären sich wirklich von selbst. NPR One macht die NutzerInnen nur in Teilen zum eigenen Programmdirektor, weil sie nur grob angeben können, was sie gern hören möchten, und dann das App-eigene Vorschlagswesen einen Teil der Programmdirektorenarbeit übernimmt. Das ist näher am Radiohören nach alter Art – einschalten und fertig. Zugleich hat die Schlichtheit der App bei mir dazu geführt, dass ich mich nach einer kurzen Weile gefragt habe: War’s das? So sind wir NutzerInnen.

TuneIn bietet in den USA schon seit mehr als 10 Jahren seine Dienste an

Auch über der Plattform-App „TuneIn“ steht unausgesprochen das Motto „sei dein eigener Programmdirektor“. TuneIn bietet in den USA schon seit mehr als 10 Jahren seine Dienste an, die darin bestehen, über Browser und Apps aus einer riesigen Auswahl von nationalen und internationalen Livestreams und Audio-on-Demand-Angeboten auswählen zu können. Apps gibt es für IOS, Android und das Windows-Phone, außerdem gibt es Schnittstellen zu Fernsehern und drahtlosen HiFi-Systemen. Seit dem Relaunch seines Auftritts im Frühjahr bietet TuneIn außerdem Sharing- und Kommentierfunktionen, wie sie aus sozialen Medien bekannt sind.

Einige Funktionen der IOS-App in der Version mit Aufnahmefunktion: Vorsortierte Themen können „durchstöbert“ werden nach Sendern, Sendungen, Titeln oder Künstlern. Wenn mir etwas gefällt, kann ich es favorisieren, und erstelle so allmählich ein Profil, aus dem sich Vorlieben ergeben. Entlang dieser Vorlieben macht die App Vorschläge für Musiktitel, aber auch für Inhalte wie „Nachrichten“ oder „Kultur“. Schön ist die Aufnahmefunktion, wenn sie auch nur Livemitschnitte zulässt. All das funktioniert ohne Anmeldung, aber nur mit Netzverbindung  (letzteres gilt ja für alle drei hier beschriebenen Apps – es gibt auch Apps, die das Herunterladen von Podcasts erlauben). Nur mit Anmeldung lassen sich die Social-Media-Funktionen nutzen – die habe ich nicht ausprobiert, weil ich nicht noch einen Account einrichten wollte.

Wie funktioniert es? Die App wird inzwischen auch in einer deutschen Version angeboten, und dennoch ist ihre amerikanische Herkunft klar erkennbar. So findet sich unter der Rubrik „Durchstöbern“ das Thema „Amerikanischer Kollege-Football“. Naja. Die Vergabe der Kategorien für die Inhalte ist manchmal eigenartig (Deutschlandradio Kultur läuft unter „Kulturgeschichte“), deshalb sind die Vorschläge auch nicht immer treffend. Die Pflege des Podcastangebots lässt gelegentlich zu wünschen übrig (unsere eigenen Podcasts sind nicht immer mit den richtigen Logos versehen, bevor alte Angebote verschwinden und neue aufgenommen werden, vergeht recht viel Zeit). Die angebotene Vielfalt ist beeindruckend, aber eben auch wieder verwirrend.

Für Radiosender, die sich keine eigene App leisten können oder wollen, ist ein ordentlicher Auftritt in einer App wie TuneIn eine erwägenswerte Variante, allein weil sie für so viele technische Plattformen angeboten wird. Wer als Sender einen Vertrag mit TuneIn abschließt, bekommt außerdem Zugang zu Messtools, die einen guten Überblick über die Nutzung geben.

 

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Radiodays Europe 2014 Dublin http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2014/05/04/radiodays-europe-2014-dublin/ http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2014/05/04/radiodays-europe-2014-dublin/#respond Sun, 04 May 2014 16:56:19 +0000 http://blogs.deutschlandradio.de/lab/?p=42 ]]> Ein Dauerthema für Deutschlandradio: Auf welchen Wegen verbreiten wir unsere Programme? Wann, in welchen Alltags-Situationen und mit welchen Geräten hören die Menschen Radio? Antworten auf diese Fragen habe ich im März bei den Radiodays Europe gesucht.

Öffentlich-rechtliche Programme haben traditionell kein Problem mit Inhalt, sondern damit, wie bei begrenzten finanziellen Mitteln dieser Inhalt am besten seine Zielgruppe(n) erreicht. Die BBC hat laut ihrer Hörfunk-Chefin Boaden Erfolg mit einem Youtube-Channel für ihr Radioprogramm für die junge Zielgruppe (BBC Radio 1). Der schwedische Hörfunk nutzt als 3. Säule neben terrestrischer und digitaler Ausstrahlung via Web erfolgreich die sozialen Medien zur Verbreitung.

Ein Drittel der Briten hört über Digitalradio

Beide Länder haben übrigens schon in den 90ern Digitalradio eingeführt. Ein Drittel der Briten hört über Digitalradio ihre Programme – schön und schrecklich zugleich. Schön, weil das eine Marktdurchdringung ist, die im übrigen Europa oft bewundernd zitiert wird, schrecklich, weil der modernere Standard DAB+ über Jahre nicht eingeführt werden wird, will man die RadiohörerInnen nicht endgültig verärgern, weil sie schon wieder neue Geräte kaufen sollen und die alten nicht mehr nutzen können.

Ein paar Stichworte aus dem Vortrag von Boaden (hier das Audio ihres Vortrags, hier das Video. Zusammenfassung mit eingebundenen Tweets): Sharing – montags wollen die Leute andere Inhalte hören und sehen als freitags. Podcasts bietet die BBC seit 2005 an, sie werden nach wie vor sehr gut genutzt. 20 Prozent des täglichen Radiokonsums passiert im Auto. 90 Prozent der Autos haben kein Digitalradio. Die HörerInnen wollen überrascht werden von Radioprogrammen. Radio is essentially a relationship, emotional power of radio (Unterscheidbarkeit, Ansprache).

iplayer und eigene Playlists bei der BBC

Die BBC versucht übrigens mit playlister, einige Features der Musik-Streaming-Anbieter für sich nutzbar zu machen. Nach Anmeldung beim iPlayer Radio lassen sich eigene playlists anlegen, Favoriten vergeben, playlists exportieren, und eine Vorschlagsfunktion macht die NutzerInnen mit Titeln bekannt, die ihnen auch gefallen könnten. Außerdem kann man seinen Lieblings-Moderatoren folgen und sehen, was denen so gefällt. Überzeugend.

Radio und Apps

Welche Radio-Apps sind toll und warum? Hybrid-Apps verbinden UKW-Empfang per Smartphone mit Datendiensten, die via Web synchron empfangen werden können (das funktioniert so). Vorteil: Das Daten- und Akku-intensive streaming entfällt, die Handhabung gleicht der einer App. Datendienste lassen sich abschalten. Nachteil: Es gibt nur wenig Smartphones mit UKW-Tuner, Smartphones mit DAB+ gibt es gar nicht (stationäre Hybrid-Radios gibts ein paar). Mehr hier und hierPersonalisierbare Apps mit Radio-Stream: Einbindung von Facebook und Twitter, direkter Rückkanal zum Sender (z.B. bei Abstimmung über nächsten Musiktitel), Beteiligung von HörerInnen über Aufnahmefunktion  Auch Wetter und Verkehrshinweise sind angebotene Features.

Radio und Bild

Big FM bietet eine Smart TV App an, die den Radiostream, Visuals, Webcams und Social Media integriert. 2015 wollen sie eine App für Google Glass rausbringen. RTL 102,5 aus Italien bietet mit Radiovisione eine Art gefilmtes Radio, bei dem sich HörerInnen via Videoanruf in Sendungen einwählen können. Credo: Die NutzerInnen sollen entscheiden, wie sie das Programm wahrnehmen (hören, sehen). Auch hier spielt die Einbindung der HörerInnen via Sozialen Medien eine große Rolle – ihre Nachrichten können auf die entsprechenden Plattformen hochgeladen und von dort weiter geteilt werden.

Radio im Auto

Verpassen die Radiosender den Anschluss an die Entwicklung der Mediencenter in Autos? Zwei Medienberater aus den USA und Großbritannien meinen ja. Wenn Radiosender überhaupt noch vorkommen wollten in Autos, müssten sie sich mehr darum kümmern, wie die Einbindung aussehen solle. Derzeit sind in den „connected cars“ alle möglichen Dienste vertreten, aber weder sind die zentralen Medieneinheiten leicht bedienbar, noch sind Radiosender dort leicht auffindbar. Angesichts des hohen Radiokonsums im Auto dürfe das nicht so bleiben. Also, schließen die beiden Berater, müssten sich die Radiosender mehr darum kümmern, wie sie in diesen Geräten „vertreten“ sein wollten.

Podcasts

Immer noch ein Thema für Anbieter von gutem Inhalt, wie BBC und NPR zeigen. WNYC hat mehr Podcast-NutzerInnen als HörerInnen. Podcasts wie Radiolab oder Freakonomics sind weit über die Grenzen New Yorks hinaus bekannt und haben eine durchschnittliche Hördauer von einer Stunde, 42 Minuten. Der Sender tut sich immer wieder in der Szene der Podcaster um und holt Leute ran, die als Macher von privaten Podcasts Erfolg hatten. Auch Podcasts müssten Hörer-bezogen gedacht werden und brauchten keine Sendung im Programm, um erfolgreich sein zu können.

Hier gibt es übrigens Video-Interviews mit Akteuren bei den Radiodays Europe 2014..

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