Deutschlandradio Lab http://blogs.deutschlandradio.de/lab/ Tue, 03 Sep 2019 08:44:41 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.8.1 http://blogs.deutschlandradio.de/lab/wp-content/uploads/sites/10/2016/04/cropped-600-mal-600-Quadratisches-Logo-mit-blauem-Hintergrund-Vimeo-32x32.png Deutschlandradio Lab http://blogs.deutschlandradio.de/lab/ 32 32 Die Zukunft des Radios oder Hören bleibt http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2019/09/03/die-zukunft-des-radios-oder-hoeren-bleibt/ Tue, 03 Sep 2019 08:29:34 +0000 http://blogs.deutschlandradio.de/lab/?p=3191

Als wir im Mai 2014 mit diesem Blog anfingen, hatten wir manch schweren Seufzer hinter uns (und manche kamen noch). Die Audios unserer drei Programme Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova verschwanden als mp3-Dateien kaum auffindbar irgendwo im Netz. Macht Videos daraus, rieten uns manche, oder gleich: vergesst es. Audio im Netz verliert gegen Video, Bild und Text, lautete die Prognose.

Und dann kam der Podcast-Boom erst in den USA, inzwischen auch bei uns. Musikstreaming wird mehr und nicht nur von Jüngeren genutzt und zieht Podcasts mit. Liveradio übers Smartphone konkurriert erfolgreich mit dem alten Küchenradio – müssen wir uns über die Zukunft von Radio keine Gedanken mehr machen?

Doch, natürlich, weil sich nichts so schnell ändert wie digitale Angebote von Medieninhalten und ihre Nutzung. Wir arbeiten an der Weiterentwicklung der Dlf Audiothek App, wir migrieren gerade unsere Web-Inhalte vom einen in das nächste CMS, wir verbessern unsere Angebote für Smartspeaker. Der CMS-Wechsel ist auch der Anlass, dieses Blog zu schließen. Die alten Inhalte bleiben erreichbar, aber wir führen es nicht fort. Mal sehen, wie wir weitermachen mit dem öffentlichen Nachdenken über die Zukunft des Radios.

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Goldene Zeiten für Radiomacher: Eindrücke von den Radiodays Europe 2018 http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2018/04/10/goldene-zeiten-fuer-radiomacher-eindruecke-von-den-radiodays-europe-2018/ http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2018/04/10/goldene-zeiten-fuer-radiomacher-eindruecke-von-den-radiodays-europe-2018/#respond Tue, 10 Apr 2018 14:02:35 +0000 http://blogs.deutschlandradio.de/lab/?p=3167 ]]> In diesem Jahr trafen sich die Radiomacher*innen in Wien und diskutierten dort unter dem Motto „The world is listening“ über Herausforderungen und Trends im europäischen und globalen Audiomarkt. Der Titel der Radiodays Europe 2018 ließ bereits eine selbstbewusste Haltung erahnen und so schaute man dann auch in den zahlreichen Sessions mit einem optimistischen Blick in die Zukunft.

Norwegen stellt analoges Radio ab: Eine Erfolgsgeschichte?

In der norwegischen Region Finnmark ging am 13.12.2017 eine (analoge) Ära zu ende. Der flächenmäßig größte Verwaltungsbezirk im Norden des Landes war die letzte Region, die die analoge Radioübertragung zugunsten des digitalen Nachfolgers DAB+ abstellte. Damit ist der technologische switch-off endgültig vollzogen und Norwegen das erste Land der Welt, das flächendeckend (99,7 % DAB-Abdeckung) digitales Radio sendet. Für die öffentlichen und kommerziellen Radiomacher des Landes ist dies eine Erfolgsgeschichte, die sie in Wien präsentierten. Um Radio weiterentwickeln zu können und die Bedürfnisse der Hörer*innen noch besser zu befriedigen, brauchte es diese Transformation, so der Verantwortliche der eigens gegründeten Gesellschaft Digitalradio Norge, Jorgen Torvmark. Die Zahl der wöchentlichen Hörer*innen bleibt stabil: Nach dem Switch verzeichnen die Sender 3.670.000 wöchentliche Hörer, verglichen mit 3.714.000 Hörern vor der Umstellung (https://radio.no/2018/02/norway-number-of-listeners-per-week-remains-stable-after-fm-switch-off/). Ein Nebeneffekt der neuen landesweiten Sendevielfalt ist übrigens ein leichter Rückgang des Marktanteils der fünf größten Radiostationen, da Hörer*innen nun auch kleinere Sender empfangen und hören.

„Liebe dein Publikum und gib ihm, was es sich wünscht.“ Norwegens Rundfunk hat seine Programmfamilie von fünf auf 15 vergrößert und erreicht damit 99,7% aller Bewohner*innen des Landes.

 

Die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt NRK (nrk.no) nutzt die neue Übertragungstechnik für eine Ausdifferenzierung ihrer Programme. Bisher konnten die Hörer*innen landesweit nur drei NRK-Programme hören, nach dem Switch sind es 13 Stationen. Diese neue Vielfalt erlaubt es den Programmverantwortlichen nun, auch kleinere Zielgruppen besser anzusprechen. So wurde die Welle P1 „modernisiert“, um stärker als bisher junge Hörer*innen zu erreichen: „Nur wenn Hörer jung einsteigen, werden sie zu loyalen Hörern“, fasst der NRK-Radiochef Jon Branaes die Strategie zusammen. Damit bleibe man auch gegenüber Spotify und Apple Music relevant. Eine Modernisierung durfte allerdings ältere Hörer*innen nicht vergraulen und so wurde schon 2013 das Programm P1+ für die ältere Generation eingeführt. Eine Besonderheit des Programms ist, dass Moderationen nicht über Musik gesprochen werden, um die Verständlichkeit zu erleichtern. Das Programm kommt an und löste einen regelrechten Run der Silverager auf DAB-Radios aus, berichtet die Senderchefin Line Gevelt Andersen.

 

Wie hört die Welt in 10 Jahren?

Um es kurz zu machen: Nicht über DAB+. Das meint zumindest Ben Hammersley. Der Autor und Journalist ist sich sicher, dass die IP-gestützte Übertragungstechnik mit der nächsten Mobilfunkgeneration 5G das Rennen machen wird. Denn für ihn sind die Wearables das entscheidende Momentum. Besonders die drahtlosen Kopfhörer ermöglichen die Schaffung eines „dritten mentalen Raums“ zwischen Wohnung und Büro. Wer die heute Heranwachsenden sieht, kann sich leicht vorstellen, dass das Konzept des linearen Hörens bei dieser Generation keine Rolle mehr spielen wird. Schon jetzt bekommen sie bei den Streamingdiensten genau das, was ihnen gefällt oder gefallen könnte. Was nicht gefällt, wird übersprungen.

Für Ben Hammersley bietet die Mobilfunktechnik 5G mehr Vorteile als DAB+

Wie also begeistert man junge Menschen für das Medium? Die BBC beantwortet diese Frage für sich mit einer „Listen-Watch-Share“-Strategie. Beim BBC-Sender Radio 1 muss jeder Radiomacher auch Videos produzieren können. Denn nur wenn die Zielgruppe im Netz mit der Marke in Kontakt kommt, kommt sie zurück zum Radio. Neben einem Social-Media-Producer gibt es deshalb auch mehrere Visual Producer, die den Content für das Netz aufbereiten und so die Brücke zwischen On Air und Online schlagen. Daneben baut die BBC ihr Podcastangebot aus, das als weitere wichtige Säule im Digitalmix fungiert. Goldene Zeiten für das Radio, das man vielleicht besser durch das Wort Audio ersetzen sollte.

 

Podcast und Smartspeaker

Neue Zahlen zur Podcastnutzung in den USA brachte Tom Webster mit, der als Vice President für das Marktforschungsunternehmen Edison Research die Studie (https://www.slideshare.net/webby2001/infinite-dial-2018) erstellt hat. Dafür wurden im Januar und Februar 2018 2000 Menschen ab 12 Jahren telefonisch befragt. 44% der Befragten gaben an, schon einmal einen Podcast gehört zu haben, was einem Wachstum von 10% zum Vorjahr entspricht. Im letzten Monat haben 26% einen Podcast gehört. Schaut man sich die Nutzung von reinen Audioquellen an, entfallen allerdings nur 4% auf Podcasts. Die Mehrheit von 51% hört nach wie vor terrestrisch (AM und FM).

Tom Webster von Edison Research präsentiert die neuesten Zahlen aus der Studie „Infinite Dial“: 48% der Smartspeaker-Besitzer*innen hören Podasts und Informationsangebote

Die Marktforscher schauten sich auch die relativ neue Gerätekategorie der Smartspeaker an und stellten fest, dass diese schneller von den Konsumenten adaptiert werden, als dies bei der Einführung des Smartphones der Fall war. Eine Strategie für diesen Markt sei daher essentiell für jeden Anbieter von Audioinhalten. Damit bekommt das Küchenradio einen weiteren Konkurrenten, der um die knappen Ressourcen Zeit und Aufmerksamkeit buhlt – zumindest bei den 18-34-Jährigen, so die Studie. Im Auto dagegen bleibt das (lineare) Radio das dominierende Medium, auch wenn dort bereits 22% der Autofahrer ihren Lieblingspodcast hören.

 

Cilla Benkö vom schwedischen Radio blickt wie viele ihrer Kolleg*innen optimistisch in die Zukunft und sieht in der Digitalisierung enorme Chancen: „Der richtige Content, zur richtigen Zeit, für das richtige Publikum, auf der richtigen Plattform.“ Es ist eigentlich ganz einfach.

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http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2018/04/10/goldene-zeiten-fuer-radiomacher-eindruecke-von-den-radiodays-europe-2018/feed/ 0
„Alexa, spiele den Deutschlandfunk“: Herausforderungen sprachgesteuerter Systeme http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2017/07/28/alexa-spiele-den-deutschlandfunk-herausforderungen-sprachgesteuerter-systeme/ http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2017/07/28/alexa-spiele-den-deutschlandfunk-herausforderungen-sprachgesteuerter-systeme/#comments Fri, 28 Jul 2017 08:45:45 +0000 http://blogs.deutschlandradio.de/lab/?p=3154 ]]> Alexa, Now, Siri, Cortana: Die großen Tech-Konzerne drängen mit digitalen Assistenten in die Wohnzimmer der Anwender. Sie versprechen nicht weniger als das nächste große Ding in Sachen digitalem Lifestyle und eine völlig neue Form der Mensch-Maschine-Interaktion. Der ARD-Workshop „Guck mal wer da spricht – Die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine“ hat sich mit den kleinen intelligenten Geräten für zu Hause näher beschäftigt.

Welche Lösungen gibt es und wie können die Rundfunkanbieter davon profitieren?

Noch sind die in Deutschland erhältlichen Systeme überschaubar. Dennoch: Um zu entscheiden, welches Ökosystem man als Rundfunkanstalt bedienen will, muss man sich die digitalen Assistenten genauer anschauen. Die Unternehmensberatung diva-e hat zusammen mit der HTW Aalen eine vergleichende Analyse veröffentlicht. Dabei haben die Wissenschaftler versucht zu ermitteln, welches System die Bedürfnisse der UserInnen am Besten erfüllen kann. Amazons Alexa schneidet in den getesteten Kategorien (Hilfestellung, Empfehlungen, Lexikon, Kaufassistenz, Intelligenz) als bestes Produkt ab, knapp gefolgt von Google Now, Apple Siri und mit etwas Abstand Microsoft Cortana.

Studie: diva-e und Hochschule Aalen analysieren Siri, Alexa, Now und Cortana

Neben den qualitativen Ergebnissen sind die Verkaufszahlen relevant um sich für oder gegen eine Plattform zu entscheiden. Zwar halten sich die Anbieter mit solchen Zahlen auffallend zurück, doch lässt sich mit Blick auf den US-amerikanischen Markt sagen, dass Amazon mit Alexa auch hierzulande Marktführer ist, zumal der Internethändler als einer der ersten den deutschen Markt erschlossen hat.

Google wird im August, mehr als sechs Monate nach Amazon, mit einem vergleichbaren Gerät auf den heimischen Markt kommen. Die Samsung Tochter Harman Kardon hat einen auf Microsoft Cortana basierenden Lautsprecher für Herbst angekündigt und Apple seinen HomePod für Ende des Jahres. Beide sollen erst einmal nur für den US-Markt verfügbar sein, weitere Länder sollen jedoch 2018 folgen.

Für den öffentlich-rechtlichen Hörfunk kann sich ein frühes Dabeisein durchaus lohnen, denn die professionell produzierten Audioformate gehören zur Kernkompetenz und können relativ einfach auf die Plattformen gebracht werden. Hier besteht ein Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Medienanbietern, da die Inhalte bereits vorliegen. Besonders die Möglichkeit der täglichen Nachrichtenzusammenfassung, bei Amazon „Flash Briefing“ genannt, lässt sich leicht umsetzen.

Etwas schwieriger ist die Entwicklung sogenannter „Custom Skills“ (so heißen die Apps für Alexa), die mit einem eigenen Voice Interface ausgestattet sind und Inhalte jenseits der Nachrichten zur Verfügung stellen. Man muss sich hier insbesondere an die „Alexa policy guidelines“ halten und ein „Voice interface“ designen, dass den „User experience tests“ von Amazon standhält. Insbesondere das Designen des Voice Interfaces mit dem dahinter liegenden „Interaction Model“ stellt Anbieter vor neue Herausforderungen. Erfahrungen mit dem Design von grafischen Benutzerschnittstellen lassen sich nämlich nicht einfach übertragen. Gerade bei komplexeren Sprachbefehlen muss man Varianten berücksichtigen, um dem Nutzer später Frust zu ersparen, wenn Alexa nicht das tut, was er erwartet, nur weil er die Phrase nicht exakt so gesprochen hat, wie die Entwickler es vorgesehen hatten.

Wenn man einen User durch ein „akustisches Menü“ führt, muss man beispielsweise berücksichtigen, dass man nicht zu viel Info übermittelt. Der User kann sich das dann nicht merken und verliert den Überblick. Wichtig ist auch, dass der User nicht wiederholt dieselbe Info bekommt. Bei grafischen Oberflächen ist redundante Information kein Problem, weil sie sich überlesen lässt. Akustisch geht das nicht. Hier ist unser Deutschlandfunk-Skill noch nicht optimal – wir arbeiten daran.

Fazit und Ausblick

Auch wenn smarte Lautsprecher noch kein Massenphänomen sind, sollte dieser Verbreitungsweg nicht unterschätzt werden. Ob es das „next big thing“ wird, lässt sich noch nicht sagen, aber schon heute geben 50% der befragten 18-35jährigen an (Quelle: statista.de), dass sie stimmgesteuerte Assistenten nutzen. Die Mensch-Maschine-Interaktion mittels Sprache gilt vielen – auch Älteren – als das natürlichere Interaktionsmittel im Vergleich zu oft als kompliziert empfundenen Menüführungen. Da Amazon, Google und Microsoft ihre Technologien an Lautsprecherhersteller lizenzieren, wird sich der Markt ausdifferenzieren und das Marktsegment weiter wachsen. Und die eigenen vier Wände sind nur der Anfang. Denn überall dort, wo Menschen ihre Hände gerade nicht für die Bedienung eines Smartphones einsetzen können, wie beispielsweise im Auto, wird die Sprachsteuerung enorme Erleichterungen bringen. Zeit also, sich mit nicht-visuellen Interfaces zu beschäftigen und Lösungen zu entwickeln, die unsere User und Userinnen schätzen und bei ihrer Rezeption unterstützen.

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http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/12/22/3146/ http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/12/22/3146/#comments Thu, 22 Dec 2016 19:38:57 +0000 http://blogs.deutschlandradio.de/lab/?p=3146 ]]> Hören wann ich will und was ich will – diesem Wunsch sind wir jetzt einen weiteren Schritt näher gekommen: Auf unseren Webseiten www.deutschlandfunk.de und www.deutschlandradiokultur.de bieten wir in einer Beta-Version einen „Timeshift-Player“ mit zwei Stunden Puffer an.

Neben dem einfachen Player (Radio muss einfach sein, wie das alte „Schätzchen“ in der Küche, das man im früh-morgendlichen Halbschlaf bedienen kann) haben wir unseren „Elektronischen Programmführer“ platziert, den wir unter dem Namen „Vor- und Rückschau“ auch auf den Webseiten unserer beiden UKW-Programme anbieten. Gespeist wird diese Liste mit Daten aus dem Sendeablaufsystem WebMerlin. Leider sind diese Daten nicht Minuten- oder Sekunden-genau, weil WebMerlin nur die Planung, aber nicht die tatsächliche Sendung „kennt“. In einem der nächsten Schritte müssen wir also das Broadcast-Protokoll mit unserem Player „verheiraten“, weil das Broadcast-Protokoll Auskunft gibt über die Sendung, wie sie wirklich stattfand.

Tobias Gasser hat so recht:

Unbenannt

Wir freuen uns über Rückmeldungen zu unserem Timeshift-Player!

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http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/12/22/3146/feed/ 10
Was der öffentlich-rechtliche Rundfunk von der Gamesbranche lernen kann http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/12/15/was-oeffentlich-rechtlicher-rundfunk-von-der-gamesbrache-lernen-kann/ http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/12/15/was-oeffentlich-rechtlicher-rundfunk-von-der-gamesbrache-lernen-kann/#respond Thu, 15 Dec 2016 12:25:22 +0000 http://blogs.deutschlandradio.de/lab/?p=3130 ]]> Die ARD-Innovationskonferenz vernetzte im November Experten aus der Gamesbranche mit Journalistinnen und Journalisten aus den öffentlich-rechtlichen Anstalten. „Games, Gamification und spielerische Informationsvermittlung“ war das Thema – und wie Games in das Programmangebot der Sender integriert werden können. Das Deutschlandradio hat bereits das preisgekröntes Game „Blowback“ realisiert und wird 2017 ein VR-Game, das sich mit Verhörmethoden beschäftigt (mehr dazu weiter unten) veröffentlichen.

Ausgangslage: Games sind nicht nur etwas für Gamer

Die ARD-Innocvationskonferenz eröffnete Uke Bosse, Professor für Gamedesign an der Mediadesign Hochschule in Berlin und ehemaliger Redaktionsleiter der TV-Sendung Game One – mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für Games. Bosse hob das kreative Potential heraus. Games seien nicht nur längst Massenmedium, sondern auch das „Leitmedium des 21. Jahrhunderts“.

© Foto: Simon Ketteniss

© Foto: Simon Ketteniss

Die Zahlen des Branchenverbands Bitkom geben ihm Recht: Mehr als 21 Mio. Nutzer spielen in Deutschland regelmäßig digitale Games. Das Klischee des pickligen, blassen Jungen als Spielertypus hat dabei schon lange ausgedient. Radio und TV konkurrieren längst nicht mehr nur in der jungen Zielgruppe um Aufmerksamkeit. Warum also nicht mal ein Game, lautet dann auch die naheliegende Frage des passionierten Gamers Bosse, denn bestimmte Inhalte seien mit Games einfach sehr gut zu transportieren. Der SWR hat für seine TV-Reihe „Geschichte des Südwestens“ ein Game produziert, das den User in die Rolle eines Menschen versetzt, der in einer vergangenen Epoche im Südwesten gelebt hat und vor einer besonderen Herausforderung steht. Geschichte wird so zu einem eindringlichen Erlebnis und ergänzt die TV-Ausstrahlung im TV sinnvoll.

Doch wie kommen Gamesbranche und öffentlich-rechtlicher Rundfunk zusammen? Vernetzung und ein interdisziplinäres Arbeiten seien die Grundlagen für eine fruchtbare Zusammenarbeit, sind sich Vertreter der Spieleindustrie sicher. „So schwierig ist das gar nicht“, resümiert Thomas Dlugaiczyk von der Gamesacademy Berlin in einem Videostatement.

Serious Games

Dass Games auch einen ganz anderen Zweck als bloße Unterhaltung erfüllen können, zeigt Jan Willem Huisman, Creative Director der Agentur Ijsfontein aus Amsterdam. Seit über 20 Jahren konzipiert und entwickelt der Niederländer Games, die auf spielerische Art Wissen vermitteln. Im Zentrum jeder Überlegung steht dabei der Ansatz der „self determination theory“. Diese in der Psychologie entwickelte Makro-Theorie beschreibt die Grundlagen der menschlichen Motivation. „Lernen lässt sich effektiver gestalten, wenn es die motivationalen Bausteine des Spielens verwendet. Ein Spiel ist ein komplexes System, welches den Spieler mit einem Regelwerk konfrontiert. Trotz des Scheiterns an der ein oder anderen darin gestellten Aufgabenstellung bleibt die Motivation bei einer gelungenen Konzeption jedoch erhalten“, fasst Huisman den Ansatz zusammen.

© Foto: Simon Ketteniss

© Foto: Simon Ketteniss

Genau diese Eigenschaften machen sich die Entwickler zu eigen, wenn es etwa darum geht, Userinnen und Usern ein besseres Verständnis für Demenzerkrankte zu vermitteln. Dafür wurde ein Wohnzimmer in einem Container nachgebaut und mit unsichtbarer Technik ausgestattet. Die Besucher konnten in die Welt eines Demenzpatienten eintauchen und merkten schnell, dass auf einmal nichts mehr so funktionierte, wie sie es gewohnt waren. „Diese lebensechte Erfahrung ermöglicht einen völlig anderen Zugang zum Thema und hinterließ bei vielen Besuchern starke Emotionen“, erklärt Huismann.

Virtual Reality: Gekommen um zu bleiben

Zum Abschluss der Konferenz gab der VR-Experte Thomas Bedenk einen spannenden Einblick in das „neue“ Medium Virtual Reality, das, so Bedenk, die Kraft habe, völlig neue Erlebnisräume zu schaffen: „VR wird für den Raum das sein, was seinerzeit Film für Zeit bedeutete“. Raum und Zeit werden aufgehoben. Die Distanz zwischen Benutzer und Maschine schaffe sich ab und so entstehe eine neue Art der Wahrnehmung. Dabei ist VR nicht nur im Bereich Games denkbar, sondern kann auch journalistisches Storytelling ergänzen. Die New York Times verteilte 2015 über eine Million Virtual Reality-Brillen an ihre Abonnenten und bietet eine Vielzahl an Reportagen in 360° an. Eine virtuelle Museumstour durch den Louvre? Kein Problem mit VR. Bedenk nimmt sich in seinem Vortrag vor allem das Selbst vor. Wer sind wir, wenn wir ins Virtuelle eintauchen? Nach welchen Maßstäben handeln wir? Dazu greift er auf Ergebnisse der Identitätsforschung von Straus und Höfer zurück, die 1997 anmerkten, dass der Wechsel zwischen Identitäten nicht krisenhaft verlaufen muss. Wie auch immer wir in die virtuelle Welt eintauchen, die Zukunft wird intensiver, emotionaler und inklusiver.

© Foto: Simon Ketteniss

© Foto: Simon Ketteniss

Jana Wuttke, Wissenschaftsredakteurin bei Deutschlandradio Kultur, arbeitet an einem VR-Projekt, das 2017 im Rahmen eines Radiofeatures zum Thema „Verhörmethoden“ umgesetzt wird. In einer VR-Umgebung sollen mit Hilfe von historischen Original-Audios Methoden manipulativer Befragungsmethoden verdeutlicht werden. Durch ein VR-Reenactment einer Verhörsituation durch die Staatsicherheit der ehemaligen DDR erschließen sich Methoden und Auswirkungen der sogenannten „operationellen Psychologie“. Die VR-Umgebung wird dem historischen Verhörraum nachempfunden. Die Audios beruhen auf anonymisierten Original-Verhören, die nach umfänglicher Recherche bei der Behörde des Bundesbeauftragten für Unterlagen der Staatsicherheit (BStU) ausgewählt wurden. Der Nutzer ist als passiver Vernehmer Zeuge des Verhörs und kann Originaldokumente mit Anleitungen zur Gesprächsführung einsehen und durch gezielte Interaktion das Verhör steuern.

Das Medium ist da und wird es vermutlich auch bleiben – für das Deutschlandradio bedeutet dies ungeahnte Erzählmöglichkeiten.

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http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/12/15/was-oeffentlich-rechtlicher-rundfunk-von-der-gamesbrache-lernen-kann/feed/ 0
#Radio21 – und bis zum nächsten Mal http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/10/05/radio21-und-bis-zum-naechsten-mal/ http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/10/05/radio21-und-bis-zum-naechsten-mal/#respond Wed, 05 Oct 2016 14:30:16 +0000 http://blogs.deutschlandradio.de/lab/?p=3062 ]]> Ich verabschiede mich vom Bloggertisch für diese Labkonferenz #Radio21. Ein interessanter und anstrengender Tag für mich – aber ich hatte mich gut vorbereitet.

Was braucht man, um live einen solchen Blogg zu befüllen? – Vor allem eine gute Vorbereitung und 1A-Technik:

Technik – Fotoapparat und WLAN-Modul

Damit die Fotos in guter Qualität möglichst schnell im Blog landen, habe ich ein WLAN-Modul eingesetzt, welches ich mit der App qDSLR-Dashboard (auch erhältlich für iOS und Android) auf meinem Rechner geholt habe. Bei der Kamera handelte sich um eine Nikon D7100, eine semiprofessionelle Kamera mit APS-Sensor. Als Objektiv habe ich meistens ein Objektiv von Sigma mit der Brennweite 18 -35 mm und einer sehr guten Lichtstärke (F 1,8) eingesetzt. Dieses Objektiv gab mir einerseits die Möglichkeit, Tiefenunschärfe zu erzeugen, andererseits deckt es auch von normal bis Porträt alle relevanten Brennweiten ab, so dass ein Objektivwechsel entfiel. Da im Konferenzraum die Referenten oft im Gegenlicht stehen, habe ich zusätzlich einen lichtstarken Blitz eingesetzt – übrigens ein „Billiggerät“ von Neewer. Mit dem Fotoergebnis bin ich auf jeden Fall halbwegs zufrieden 😉

Der Computer war ein Windows-Ultrabook, ausgestattet mit Photoshop Elements als Bildbearbeitungsprogramm.

Artikelvorbereitung – Anlegen in WordPress

Damit am Tag selbst alles schnell läuft, habe ich alle geplanten Artikel bereits im Vorfeld angelegt und dort zum Beispiel auch schon die Referenteninfos einkopiert. Praktischerweise war damit auch auf eine ziemlich gut strukturierte Art mein Arbeitspensum vorgegeben 😉


Hier noch mal zusammengefasst unsere Twitter-Kanäle:

Twitter

https://twitter.com/@DRadioLab

Und natürlich unter dem Hashtag #Radio21


Bis zum nächsten Mal…

Freue mich schon auf die nächste Lab-Konferenz, vielleicht dann wieder hier als Blogger. Bis dahin: Tschüss!

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http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/10/05/radio21-und-bis-zum-naechsten-mal/feed/ 0
Was ist die Zukunft des Radios? – ein Tagesfazit http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/10/05/was-ist-die-zukunft-des-radios-ein-tagesfazit/ http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/10/05/was-ist-die-zukunft-des-radios-ein-tagesfazit/#respond Wed, 05 Oct 2016 13:30:22 +0000 http://blogs.deutschlandradio.de/lab/?p=3060 ]]> Die Workshops sind vorbei, Nicola Balkenhol, die durch den Tag moderierte, schließt nun mit einem Fazit.

Es kann nicht lang genug sein, könnte ein Erfahrungswert sein mit Serials und Podcasts. So ein Aspekt, der im Workshop „Podcasts“ geäußert wurde. Vielleicht müssen auch alte Strukturen vereinfacht werden; im Workshop wurde zum Beispiel der Aufruf von Amazon Audible als sehr offen und positiv empfunden, mit denen Podcast-Themen gesucht wurden.

Schlümpfe saßen am Newsdesk der NZZ. André Maerz beschrieb den disruptiven Schrecken für die NZZ: Mit null Aufwand lässt sich jeder erreichen. Im Workshop „Das Deutschlandradio-Newslab“ ging es um eine Konvergenzstrategie für Medien. Es darf keine Ware von der Stange sein, wenn Nachrichtensendungen und -sites erfolgreich sein wollen, so ein besprochener Aspekt.

„Social/Visual Radio in der (geplanten) Praxis bei DRadio Wissen“ so das Thema des dritten Workshops. Was soll das eigentlich heißen? DRadio Wissen probiert viel aus. Es entstehen Videos mit unterschiedlichen Qualitäten; man merkt: Filme mal eben reicht nicht, es braucht ein journalistisches Konzept. Interessante Gäste, eine Band solle gefilmt werden, erstmal nicht ganze Sendungen.


Die Workshop-Diskussionen können Sie übrigens bei Twitter noch einmal nachlesen:

Twitter

https://twitter.com/@DRadioLab

Und natürlich unter dem Hashtag #Radio21

 

 

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Welche Videoinhalte funktionieren im Internet? http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/10/05/welche-videoinhalte-funktionieren-im-internet/ http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/10/05/welche-videoinhalte-funktionieren-im-internet/#respond Wed, 05 Oct 2016 11:00:05 +0000 http://blogs.deutschlandradio.de/lab/?p=3050 ]]> Radio einfach so mit visual und social zu vermischen, halte er für schwierig, sagte Martin Heller in seinem Vortrag bei #Radio21. Aber es gibt Möglichkeiten, die Mechanismen des Webs zu nutzen. Und Video spiele dabei eine wichtige Rolle

Heller stellt vor, wie einfach es ist, Videos zu viralen Hits zu machen. Er beschreibt es an einem kleinen Video, welches er zum Tag der Deutschen Einheit in Dresden gefilmt hat. Dazu nötig: Ein Smartphone, eine Fahrkarte nach Dresden, hilfreich auch ein spezieller Handyhalter. Mehr nicht.

Dennoch lehne er den Auftrag des Vortrags „Visual Radio“ ab, weil es suggeriere, man könne ein Medium in ein anderes einfach transferieren. Er sei fest davon überzeugt, dass dies nicht funktioniere. Man können nicht sagen, man mache das mal eben so nebenbei. Die Plattformen funktionieren nach ihren eigenen Gesetzen, man müsse deren Regeln verstehen, wenn man ein Thema populär machen wolle

Online first? Nein, sagt Heller. „Social first“ sei der Trend. Wichtig sei dabei die Kraft des Videos. Man brauche dabei bei jedem Inhalt möglichst viel Engagement. Dabei müsse man sich die Nutzer vorstellen: Fernsehen und Radio würden anders konsumiert, als das Web. Deshalb funktioniere es nicht, noch mal ein Paket auszuliefern – also zum Beispiel einfach ein Video zur Tagesschau – auf einer Website, die ohnehin schon über die News berichte. „Keine Übersichten, keine Roundups“, empfiehlt er, sondern alles in eigene Themen packen. Youtube sei in dieser Beziehung die weltweit zweitgrößte Suchmaschine. Es sei dabei wahnsinnig schwierig, hier präsent zu sein.

„Wir müssen uns immer klar machen, dass wir im Web ein jüngeres Publikum haben“, sagte Heller. Das müsse man bei der Themenauswahl immer beachten.

#SLAT – Shit look at this – man müsse es sehen. Video sei auf dem Handy, in den sozialen Medien überlegen, erst dann sei es möglich, eventuell auch Werbung zu verkaufen. Man müsse sich überlegen, was sind die starken Themen fürs Video. Die Nobelpreisberichterstattung, nennt er es als Beispiel, sei es nicht gewesen. Hier wäre vielleicht besser ein kurzer Text oder eine Grafik gewesen. Denn die Vorstellung der Gewinner sei nicht unbedingt ein Videothema.

Die Bedeutung von Mobile

Plötzlich sei die Formatfrage wieder offen. In einer Welt, in der es mehr Smartphones gebe als TV-Geräte, sei die Formatfrage wieder offen. Der Kompromiss bei Facebook: Machen wir es im Quadrat! Denn 16:9 sei das Wegstreifen wahrscheinlicher. 33 Prozent plus bei Quadratcontent, habe eine Medienmarke mal erforscht.

Habe ich überhaupt den Ton an? Auch das sei eine wichtige Frage. 85 Prozent der User konsumieren bei Facebook Videos ohne Ton – darauf müsse man eingehen. Einblendung des Inhalts sei wichtig (nicht nur Ortsmarke und Namen, sondern alles, was gesprochen werde). Auch das, was der Journalist sage, werde eingeblendet.

Sharable Content müsse produziert werden. Facebook versuche, die Qualität von Content zu ermitteln anhand von Social Signals. Alle Signale, de Facebook auslesen kann, sind wichtig bei der Frage, ob die Inhalte auch bei weiteren Nutzern ausgeliefert werden. Was für Emotionen löst das Video auf. Alle Videos, die keine Emotionen auslösen würden, würden nicht funktionieren bei Facebook. Bei aller journalistischen Sorgfalt sei es wichtig, Emotionen auszulösen, wenn man viral erfolgreich sein wolle.

Drei Faktoren spielen zusammengefasst eine Rolle:

  • Text on Screen
  • Emotionen /Sharable Content
  • Einstieg / Länge

Das besondere an Live-Bericht sei die Reaktion der Nutzer. Es stelle ich sich auch hier die Frage, was sind die Situationen, die interessant sind.


Und jetzt haben wir uns auch wirklich die Mittagspause verdient. Die geht nun bis etwa 14 Uhr. Danach gibt es hier im Blog ein paar Fotoimpressionen, denn dann geht es in die verschiedenen Workshops.


Über den Referenten

Martin Heller, Foto privat/Courtesy Maria Menzel/Webvideoblog.de

Martin Heller, Foto privat/Courtesy Maria Menzel/Webvideoblog.de

Martin Heller ist langjährig erfahrener Digitaljournalist mit den Schwerpunkten Online-Video, Social Media und Virtual Reality, Dozent und seit kurzem Gründer eines eigenen Startups. Nach ersten Berufsjahren als TV-Journalist ab 1998 bei RTL wechselte er 2001 in die SPIEGEL-Gruppe, wo er als Autor und Chef vom Dienst bei SPIEGEL TV und SPIEGEL ONLINE arbeitete. Im Büro Berlin baute er 2006 das erste Webvideo-Reporterteam auf. 2012 wechselte er zu Axel Springer. In der Leitung der Axel Springer Akademie war er für Multimedia zuständig und entwickelte neue Formen im Digitaljournalismus. Seit 2014 ist er bei bei WELTN24, derzeit als „Head of Video Innovations“. Im April 2016 gründete er IntoVR, ein Medien-Startup für Virtual-Reality-Inhalte im Journalismus. Bei WELTN24 treibt er zudem neue Formate im

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http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/10/05/welche-videoinhalte-funktionieren-im-internet/feed/ 0
Keynote 3 – Über das visual und social Radio http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/10/05/keynote-3-ueber-das-visual-und-social-radio/ http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/10/05/keynote-3-ueber-das-visual-und-social-radio/#respond Wed, 05 Oct 2016 10:15:55 +0000 http://blogs.deutschlandradio.de/lab/?p=3048 ]]> Nahtlos geht es nun weiter mit dem dritten Keynote-Vortrag des Tages. Martin Heller spricht über „Social/Visual Radio: Stand, Pläne, Möglichkeiten, Grenzen“ – na, wenn das nicht mal ein tolles #Radio21-Twitter-Thema ist. Verfolgen Sie die Lab-Konferenz!

Hier noch mal zur Erinnerung unsere Accounts – gegen 13 Uhr erhalten Sie hier an dieser Stelle von mir natürlich auch noch eine Zusammenfassung vom Blogger-Tisch.

Twitter

https://twitter.com/@DRadioLab

Und natürlich unter dem Hashtag #Radio21

Über den Referenten

Martin Heller, Foto privat/Courtesy Maria Menzel/Webvideoblog.de

Martin Heller, Foto privat/Courtesy Maria Menzel/Webvideoblog.de

Martin Heller ist langjährig erfahrener Digitaljournalist mit den Schwerpunkten Online-Video, Social Media und Virtual Reality, Dozent und seit kurzem Gründer eines eigenen Startups. Nach ersten Berufsjahren als TV-Journalist ab 1998 bei RTL wechselte er 2001 in die SPIEGEL-Gruppe, wo er als Autor und Chef vom Dienst bei SPIEGEL TV und SPIEGEL ONLINE arbeitete. Im Büro Berlin baute er 2006 das erste Webvideo-Reporterteam auf. 2012 wechselte er zu Axel Springer. In der Leitung der Axel Springer Akademie war er für Multimedia zuständig und entwickelte neue Formen im Digitaljournalismus. Seit 2014 ist er bei bei WELTN24, derzeit als „Head of Video Innovations“. Im April 2016 gründete er IntoVR, ein Medien-Startup für Virtual-Reality-Inhalte im Journalismus. Bei WELTN24 treibt er zudem neue Formate im Bereich Social Video voran, insbesondere beim Livestreaming mit Periscope und Facebook Live. Er bloggt über Video-Trends auch aufWebvideoblog.de.

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Erfahrungen aus der nicht-linearen Podcast-Welt http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/10/05/erfahrungen-aus-der-nicht-linearen-podcast-welt/ http://blogs.deutschlandradio.de/lab/2016/10/05/erfahrungen-aus-der-nicht-linearen-podcast-welt/#respond Wed, 05 Oct 2016 10:00:53 +0000 http://blogs.deutschlandradio.de/lab/?p=3046 ]]> Marietta Schwarz stellt in ihrem Vortrag ihren Podcast „Mutti und ich“ vor; Stephan Beuting beschreibt, wie „Der Anhalter“ entstanden ist. Viertausendherz ist ein Podcastlabel mit derzeit acht Formaten: Christian Conradi stellt es vor.

Marietta Schwarz ist Radiojournalisten und entwickelte die Idee für einen eigenen Podcast „Mutti und ich“: das Zwischenspiel zwischen ihr selbst und ihrer Mutter. „In der Küche hängt ein Kreuz und beim Essen wird gebetet“, so ein Ausschnitt aus dem Trailer. Jedes Muttileben ist einzigartig und der Blick der Tochter darauf auch, so ihre These. Ihre Erfahrung: Nachdem ein Trailer veröffentlicht wurde, habe sie sehr viele und sehr emotionales Feedback erhalten. Die Reaktion gab ihr das Gefühl, dass diese Idee trage.

Ihr sei bei der Entwicklung klar geworden, dass dies ein völlig anderes Arbeiten sie, als beim täglichen Radio. In der Radioarbeit würde extrem verdichtet, aber eine atmosphärische Verdichtung würde überhaupt nicht mehr beachtet. Bestimmten Inhalten müsse man mehr Raum geben, auch atmosphärischen Raum, sei eine Erkenntnis dieses Podcasts. Ein weiter wichtiger Punkt: Ihr sei auch wichtig, dass die Liebe zu dem Projekt sich visuell niederschlage. Deshalb habe sie für den Podcast auch eine Website erstellt.

Stephan Beuting stellt seine Podcast-Serie „Der Anhalter“ vor. Den Anhalter haben nämlich zwei Journalisten unabhängig getroffen. Und er habe behauptet, dass er nicht mehr lange zu leben habe. Und etwas Geld benötige. Die Dokuserie hinterfragt, was daran wahr ist und was nicht. Dabei sei Heinrich lange Zeit ein Phantom gewesen, sie hätten ihn lange Zeit nicht gefunden.

Was ist neu an diesem Ansatz? Es sei ein riesiges Konvolut an Geschichten herausgekommen, bei denen nie klar sei, was ist nun wahr ist und was nicht. Es habe sich die Frage der Strukturierung dieses Materials gestellt. Drei Akte mit einem Höhepunkt in der Mitte und mit einem Cliffhanger nach jeder Episode sei dafür das Schema gewesen. Dazu haben die Autoren ein Storyboard erstellt. Am Ende habe sich die Frage der Entschädigung für Heinrich, der sich als Psychatrieopfer sieht, gestellt. Und dabei habe auch die politische Entwicklung mitgespielt: Psychatrieopfer sollen nun entschädigt werden können.

Das sei alles klassische Journalistenarbeit, sie hätten dabei lauter „alte“ Sachen gemacht, wie Interviews führen, Transkription etc. Und eigentlich nichts Neues. Er habe sich gefragt, was sei daran neu? „Man empfindet es so, als sei man wirklich dabei“, sagte eine Freundin der Autoren. Heinrich sitzt sozusagen direkt neben einem. „Super, dass ihr euren Rechercheweg aufgezeigt hat“, sagte ein anderer Journalist. Eben mit allen Fehlwegen.

Christian Conradi sagt, dass Podcasts meistens One-Man-/One-Woman-Shows seien, gekennzeichnet von persönlichen Interesse. Durch diese Freiheit erhalte man eine Persönlichkeit, eine Authenzität, die im Radio nur schwer denkbar wären. Ein individueller Sound, kreatives Potenzial bieten so Podcasts.

Dann geht Conradi auf die Technik ein; und empfiehlt

  • Kapitelmarken
  • Downloadmöglichkeit diverser Audioformate
  • Embedded Episodes
  • Transkription der Inhalte (auch über Künstliche Intelligenz)
  • Visuelle und Social Media Teaser

Visual Radio sei wichtig, aber sie würden sich vor allem auf das Audio konzentrieren. Das heißt, für Facebook würden vorhandene Fotos verwendet und dann das Audio als Video auf Facebook veröffentlicht. Die Materialien dafür seien vorhanden und müssten nicht extra erstellt werden. Wichtig sei ihnen, dass man sofort erkenne, dass es sich um ein Audio handele. Sie seien von den Kapazitäten her nicht in der Lage, zu allem Videos zu filmen. Und selbst, wenn sie es könnten, wollten sie es auch nicht. „Es geht um das Audio“, sagt Conradi.

Interessant Aspekt dabei: O-Töne in englischer Sprache werden nicht übersetzt. Die Macher gehen davon aus, dass die Zielgruppe dafür groß genug ist, die nicht mehr unbedingt eine Übersetzung benötige.


Über die Referenten:

Marietta Schwarz, Foto: privat

Marietta Schwarz, Foto: privat

Marietta Schwarz Freie Radiojournalistin mit Architekturdiplom. Arbeitet seit ihrem Volontariat 2003/04 beim Deutschlandradio als Redakteurin, Autorin und Moderatorin im Bereich Kultur. Schwerpunkte sind Architektur+Design, Stadtentwicklung und Modernes Leben. 2016 produzierte sie ihren ersten freien Podcast „Mutti und ich“ über ihre 78-jährige Mutter.

Christian Conradi, Foto: privat

Christian Conradi, Foto: privat

Christian Conradi ist freier Journalist und Mitgründer des Podcast-Labels Viertausendhertz. Außerdem ist er als freier Autor, Redakteur und Moderator für Deutschlandradio und andere öffentlich-rechtliche Hörfunksender tätig.

Stephan Beuting, Foto: privat

Stephan Beuting, Foto: privat

Stephan Beuting macht heute vor allem deshalb Radio, weil es b) den zweiten Bildungsweg gibt und er a) nie ein guter Elektriker war. Studiert hat er Medienwissenschaften, Politische Wissenschaft und Geographie an der Universität Bonn, volontiert hat er beim Deutschlandradio. Dort ist er fast vollständig hängen geblieben und arbeiet seit 2010 überwiegend bei DRadio Wissen, als Autor, Moderator und Redakteur. Fast bedeutet, dass er manchmal auch für den WDR arbeitet und zwar für die Redaktionen Zeitzeichen und Politikum. Im Mai 2016 erschien die fünfteilige Doku-Serie „Der Anhalter“ (Tiefenblick, WDR 5), an der Stephan Beuting gemeinsam mit seinem Kollegen Sven Preger mehr als eineinhalb Jahre gearbeitet hat.

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