Radio21
05.10.2016

Welche Videoinhalte funktionieren im Internet?

Von

Radio einfach so mit visual und social zu vermischen, halte er für schwierig, sagte Martin Heller in seinem Vortrag bei #Radio21. Aber es gibt Möglichkeiten, die Mechanismen des Webs zu nutzen. Und Video spiele dabei eine wichtige Rolle

Heller stellt vor, wie einfach es ist, Videos zu viralen Hits zu machen. Er beschreibt es an einem kleinen Video, welches er zum Tag der Deutschen Einheit in Dresden gefilmt hat. Dazu nötig: Ein Smartphone, eine Fahrkarte nach Dresden, hilfreich auch ein spezieller Handyhalter. Mehr nicht.

Dennoch lehne er den Auftrag des Vortrags „Visual Radio“ ab, weil es suggeriere, man könne ein Medium in ein anderes einfach transferieren. Er sei fest davon überzeugt, dass dies nicht funktioniere. Man können nicht sagen, man mache das mal eben so nebenbei. Die Plattformen funktionieren nach ihren eigenen Gesetzen, man müsse deren Regeln verstehen, wenn man ein Thema populär machen wolle

Online first? Nein, sagt Heller. „Social first“ sei der Trend. Wichtig sei dabei die Kraft des Videos. Man brauche dabei bei jedem Inhalt möglichst viel Engagement. Dabei müsse man sich die Nutzer vorstellen: Fernsehen und Radio würden anders konsumiert, als das Web. Deshalb funktioniere es nicht, noch mal ein Paket auszuliefern – also zum Beispiel einfach ein Video zur Tagesschau – auf einer Website, die ohnehin schon über die News berichte. „Keine Übersichten, keine Roundups“, empfiehlt er, sondern alles in eigene Themen packen. Youtube sei in dieser Beziehung die weltweit zweitgrößte Suchmaschine. Es sei dabei wahnsinnig schwierig, hier präsent zu sein.

„Wir müssen uns immer klar machen, dass wir im Web ein jüngeres Publikum haben“, sagte Heller. Das müsse man bei der Themenauswahl immer beachten.

#SLAT – Shit look at this – man müsse es sehen. Video sei auf dem Handy, in den sozialen Medien überlegen, erst dann sei es möglich, eventuell auch Werbung zu verkaufen. Man müsse sich überlegen, was sind die starken Themen fürs Video. Die Nobelpreisberichterstattung, nennt er es als Beispiel, sei es nicht gewesen. Hier wäre vielleicht besser ein kurzer Text oder eine Grafik gewesen. Denn die Vorstellung der Gewinner sei nicht unbedingt ein Videothema.

Die Bedeutung von Mobile

Plötzlich sei die Formatfrage wieder offen. In einer Welt, in der es mehr Smartphones gebe als TV-Geräte, sei die Formatfrage wieder offen. Der Kompromiss bei Facebook: Machen wir es im Quadrat! Denn 16:9 sei das Wegstreifen wahrscheinlicher. 33 Prozent plus bei Quadratcontent, habe eine Medienmarke mal erforscht.

Habe ich überhaupt den Ton an? Auch das sei eine wichtige Frage. 85 Prozent der User konsumieren bei Facebook Videos ohne Ton – darauf müsse man eingehen. Einblendung des Inhalts sei wichtig (nicht nur Ortsmarke und Namen, sondern alles, was gesprochen werde). Auch das, was der Journalist sage, werde eingeblendet.

Sharable Content müsse produziert werden. Facebook versuche, die Qualität von Content zu ermitteln anhand von Social Signals. Alle Signale, de Facebook auslesen kann, sind wichtig bei der Frage, ob die Inhalte auch bei weiteren Nutzern ausgeliefert werden. Was für Emotionen löst das Video auf. Alle Videos, die keine Emotionen auslösen würden, würden nicht funktionieren bei Facebook. Bei aller journalistischen Sorgfalt sei es wichtig, Emotionen auszulösen, wenn man viral erfolgreich sein wolle.

Drei Faktoren spielen zusammengefasst eine Rolle:

  • Text on Screen
  • Emotionen /Sharable Content
  • Einstieg / Länge

Das besondere an Live-Bericht sei die Reaktion der Nutzer. Es stelle ich sich auch hier die Frage, was sind die Situationen, die interessant sind.


Und jetzt haben wir uns auch wirklich die Mittagspause verdient. Die geht nun bis etwa 14 Uhr. Danach gibt es hier im Blog ein paar Fotoimpressionen, denn dann geht es in die verschiedenen Workshops.


Über den Referenten

Martin Heller, Foto privat/Courtesy Maria Menzel/Webvideoblog.de

Martin Heller, Foto privat/Courtesy Maria Menzel/Webvideoblog.de

Martin Heller ist langjährig erfahrener Digitaljournalist mit den Schwerpunkten Online-Video, Social Media und Virtual Reality, Dozent und seit kurzem Gründer eines eigenen Startups. Nach ersten Berufsjahren als TV-Journalist ab 1998 bei RTL wechselte er 2001 in die SPIEGEL-Gruppe, wo er als Autor und Chef vom Dienst bei SPIEGEL TV und SPIEGEL ONLINE arbeitete. Im Büro Berlin baute er 2006 das erste Webvideo-Reporterteam auf. 2012 wechselte er zu Axel Springer. In der Leitung der Axel Springer Akademie war er für Multimedia zuständig und entwickelte neue Formen im Digitaljournalismus. Seit 2014 ist er bei bei WELTN24, derzeit als „Head of Video Innovations“. Im April 2016 gründete er IntoVR, ein Medien-Startup für Virtual-Reality-Inhalte im Journalismus. Bei WELTN24 treibt er zudem neue Formate im