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Kelly McEvers von NPR beim MIZ über Podcasts (Foto: Boris Bittner)
Kelly McEvers von NPR beim MIZ über Podcasts (Foto: Boris Bittner)
04.10.2016

„What’s the story?“ – NPR-Moderatorin Kelly McEvers über einen guten Podcast

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Was macht eine gute Radio-Reportage aus – und damit einen guten Podcast? Beim Radio Innovation Day des MIZ Babelsberg in Potsdam sprach darüber niemand Geringeres als die mehrfach ausgezeichnete Journalistin Kelly McEvers, die gleich zwei sehr erfolgreiche NPR-Shows betreut: „All Things considered“ und den „We take the news and go deep“-Podcast „Embedded“. Eine Erkenntnis vorab: Lasst die Aufnahme laufen! Immer. Ständig.

Wenn Kelly McEvers über ihre Arbeit spricht, ist das eine Mischung aus überbordender amerikanischer Leidenschaft und ruhigem Reflektieren. Und sie hört zu: Jeder der etwa 40 ZuschauerInnen im MIZ Babelsberg durfte und musste sich vorstellen, damit sich die Journalistin hinter diesem Energiebündel ein Bild machen kann, wen sie da vor sich hat.

Kelly McEvers hat schon viele Menschen vor sich gehabt. In der Sowjetunion. In Asien, als freie Producerin. Als NPR-Korrespondentin im Büro Beirut. Ob in Syrien oder undercover im arabischen Raum. Oder beim Abzug der US-Truppen aus dem Irak, der für sie Anlass war, über die politischen Auswirkungen im Land zu berichten. Angefangen hat sie bei der Chicago Tribune.

Jetzt also NPR-Moderatorin und Reporterin für „All Things considered“ (bis zu 12 Millionen HörerInnen) und den erfolgreichen „Embedded“-Podcast. Hier schließt sich der langjährige Erfahrungskreis: Kelly und ihr ProducerInnen-Team suchen sich internationale und inländische  Nachrichtenlagen und vertiefen die Story durch eine einfache Ausgangsfrage, etwa: „Wie fühlt sich ein Vater in El Salvador, der seiner kleinen Tochter verheimlicht, wie viele Tote er heute gesehen hat?“ oder „Warum spritzt sich eine Krankenschwester im ländlichen Indiana täglich starke Opiate?“ oder „Warum hat die Arktis die höchste Selbstmordrate der Welt?“. Aus diesen scheinbar einfachen Fragen ergeben sich oft überraschende und komplexe Zusammenhänge und Erkenntnisse.

Damit ist für Kelly McEvers auch schon eine wichtige Anforderung an eine gute Story-Umsetzung erfüllt. „What’s the question?“ – „Was ist die Grundfrage – was ist die Story?“. Kelly’s Ansatz aus dem MIZ-Workshop zusammengefasst:

 

  1. Suche dir eine Geschichte, die dich bewegt. Welches Potenzial hat diese Geschichte?
  2. Was ist die zentrale Frage zu dieser Story?
  3. Welche weiteren Fragen ergeben sich daraus – welche Fragen würden die HörerInnen stellen?
  4. Beantworte diese Fragen auch live on tape während der Produktion. Bleib neugierig.
  5. Du darfst als ReporterIn auch Teil der Geschichte werden – du vertrittst die Hörerinnen.
  6. Lass die Aufnahme laufen. Immer. Ständig. 40 Stunden Rohmaterial für einen 30-Minuten-Produktion sind für Kelly’s Team normal.

 

 

Im Studio produziert Kelly’s Team übrigens sowohl nach Storyboard und Skript, kombiniert das aber auch mit Live-on-Tape-Elementen. Etwa wenn Kelly sich eine Passage aus der Produktion anhört und „live“ und aus dem Bauch ihre Eindrücke von dieser Passage schildert. Authentizität ist das Stichwort. Und: Sprich normal mit den HörerInnen. Normale Umgangssprache statt Newsspeak bedeutet nicht, dass man eine Story „verdummt“, sagt Kelly.

Schließlich noch dieses Fundstück von der NPR-Ausbildung: Tipps für gute Außenaufnahmen:

Tipps für die Außenaufnahme von NPR (Download von trainig.npr.org)

Tipps für die Außenaufnahme von NPR (Download von trainig.npr.org)