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Aus der analogen Zeit: DLF auf einem Radio-"Display. (Foto: Markus Waldhauser)
Aus der analogen Zeit: DLF auf einem Radio-"Display". (Foto: Markus Waldhauser)
22.01.2016

Radio im Auge: Hörer drehen nicht mehr am Rad

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Die drei Programme des Deutschlandradio sind auf allen möglichen Ausspielwegen mit Display oder visueller Darstellung zu finden. Aber sind sie auch unverkennbar erkennbar und findbar? Wie soll unser künftiges Screen Design aussehen – und was ist daran so wichtig?

Früher war alles so einfach. Da stand „Deutschlandfunk“ irgendwo neben „RIAS Berlin“ und „Luxemburg“ auf der Frequenzanzeige des Radiogeräts. Und wer das Deutschlandfunk-Programm hören wollte, der drehte so lange am Rad, bis das Programm zu hören war.

Heute kann man unsere Programme, unsere Sendungen und unsere Inhalte auf allen möglichen Ausspielwegen mit Display oder visueller Darstellung finden: im Digitalradio, im Livestream, über die Homepage, als Podcasts auf diversen Drittplattformen von iTunes bis Spotify, über HbbTV auf dem smarten Fernseher, bei Facebook, Google+, Twitter, Instagram… Man kann uns hier finden. Man kann uns in der Fülle der Anbieter aber auch übersehen.

Es reicht nicht mehr, auf allen möglichen Plattformen präsent zu sein. Man muss uns auch erkennen. Ist das der Deutschlandfunk? Ist das Deutschlandradio Kultur? Ist das DRadio Wissen? Oder sind das drei Weißwürste auf farbigem Hintergrund, wie Manche es sehen?

Ein DLF-Logo ohne Schriftzug mit drei Symbolen, die Radiowellen darstellen (Grafik: Deutschlandradio)

Ein DLF-Logo ohne Schriftzug mit drei Symbolen, die Radiowellen darstellen (Grafik: Deutschlandradio)

Und warum sollte ich bei Weißwürsten an ein Radioprogramm denken? Das ist nur ein Eindruck aus einem in-House-Screendesign-Workshop. Auch bei unseren Podcastlogos – die ja Sendungen und Inhalte transportieren, sehen wir Ausbaubedarf. Sie sind alle nach dem gleichen visuellen Prinzip gebaut, hier zwei Beispiele:

 

Podcast-Logo der DLF-Sendung Campus&Karriere

Podcast-Logo der DLF-Sendung Campus&Karriere

 

Podcastlogo der DKultur-Sendung Breitband

Podcastlogo der DKultur-Sendung Breitband

Solche Logos können und sollen auch auf anderen als Podcatcher-Displays zu sehen sein – etwa auf DAB+ Empfängern,  auf smarten Fernsehern oder auf Autoradio-Displays. Im Kern ging es also darum, den ersten Schritt zu einer einheitlichen Design- und Display-Visualisierung zu finden. Wiedererkennbarkeit von Marke und Sendung und das Erfüllen der visuellen Vorgaben von Drittplattformen wie iTunes und Spotify und Deezer und Co. sind die Stichworte.

Screen Design Workshop: Gedankengänge und Ideen, ganz analog (Foto: Boris Bittner, Deutschlandradio lab)

Screen Design Workshop: Gedankengänge und Ideen, ganz analog (Foto: Boris Bittner, Deutschlandradio lab)

Dazu formulierte das Screen-Design-Workshop-Team Kernthesen:

Ohne Identität kann es kein Design geben. Sonst ist alles nur Dekoration (siehe „Weißwürste“).

Wir sind nicht mehr nur Audio bzw. Radio. Wir finden heute unser Publikum an verschiedenen Endgeräten. Und immer mehr Endgeräte haben ein Display. Das darf nicht schwarz bleiben.

Deutschlandradio hatte als Radio-Haus bislang keine visuelle Tradition. Wir werden nun aber zum visuellen Medium. Dem müssen wir Rechnung tragen.

In der Gestaltung unserer neuen Verbreitungswege müssen wir zunehmend den Vorgaben der Gerätehersteller und Drittplattformbetreiber folgen. Die grafischen (Format-)Vorgaben der externen Anbieter sind (in Teilen) unser neues Briefing.

Jedes Produkt unseres Hauses muss überall und unabhängig von Gerät und Plattform als unser Produkt erkennbar sein. Die kleinste eigenständige Produkteinheit ist der Beitrag, also der journalistische Inhalt. Darum fängt hier der Designprozess an.

Wir müssen drei Ebenen der Gestaltung betrachten: Senderebene, Sendungsebene und Beitragsebene. Je nach Verbreitungsweg kann jede der drei Ebenen als Einstieg für den Nutzer in unser Angebot dienen.

Interne Abläufe und interne Kommunikation müssen unter Berücksichtigung aller Ausspielwege optimiert bzw. ganz neu aufgebaut werden.

 

 

 

Kommentare zu diesem Beitrag (1)

  1. Roland Ruckstuhl | 3. März 2016, 12:01 Uhr

    Keine Geduld mehr

    Der heutige Konsument will schnell und häppchenweise bedient werden. Er hat keine Geduld mehr eine Stunde lang zuzuhören. Das ist für ein Qualitätsprogramm wie Ihres ein Problem. Ich finde, Sie machen das gut und gehen diesen Spagat. Viele Spartenprogramme, wie zum Beispiel Auslandsdienste kapitulieren aber und stellen Ihre Programme ein.