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27.11.2015

„Online ist keine Resterampe“: Labkonferenz Round-Up mit Audios

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Wer Multimedia/Online will, muss Ressourcen einsparen und/oder investieren. Online ist keine „Resterampe“. Telefoninterviews sind „Notlösungen“ – dagegen gibts eine neue App. Journalisten dürfen Teil der Story sein, und in Deutschland fehlt ein YouTube für Audios bzw. Podcasts: Erkenntnisse der Labkonferenz #Radio21 in Berlin inklusive der Audiomitschnitte.

Schuler

Marcus Schuler vom Bayerischen Rundfunk nimmt kein Blatt vor den Mund. Online sei keine „Resterampe“. Wer im Netz gut aufgestellt sein wolle, müsse an anderer Stelle einsparen, wenn nötig, sagt er. In den ersten Reihen vor ihm hören bei der Labkonferenz auch zu: Deutschlandradio-Intendant Willi Steul und -Programmdirektor Andreas Weber.

Fehler seien gemacht worden, sagt Schuler. Beim BR und den anderen Öffentlich-rechtlichen. Die Onlineangebote seien oft „austauschbar“. Statt in die Redaktions-und IT-Ressourcen im eigenen Haus zu investieren, habe man sich zu lange auf externe Lösungen verlassen.

Der BR hat seine IT-Ressourcen konsequent ausgebaut ins eigene Haus und damit „Hunderttausende“ eingespart. Kleine Content-Management-Systeme werden jetzt für den jeweiligen Ausspielweg eigengebaut. Das sei kein „Hexenwerk“ mehr, sagt Schuler, der Einsatz von Cloud- und browserbasierten Lösungen spare Ressourcen und biete immer neueste Technologie.

Seit elf Monaten arbeitet der BR konsequent nach diesem Prinzip: Die BR24 App – bemerkenswerterweise auch schon im neuen Apple TV schon nutzbar,  – ist eines von vielen sichtbaren Beispielen. Vorhandene Inhalte werden neu konfektioniert und ergänzt.

Sture Programmbegleitung ist gestern.

Die Entwicklungszeit dabei durch die Umstrukturierungen beeindruckend kurz. Jüngstes Projekt: Eine BR2-App mit hörereigener und redaktioneller Kuratierung sowie einem intelligenten Algorithmus. Coming soon.

(Der Audio-Mitschnitt ist auf Wunsch des Referenten gelöscht worden.)

AhmiaTarik Ahmia von Deutschlandradio Kultur möchte mit einer neu entwickelten App viele Telefoninterviews überflüssig machen. Sein Ansatz: das Smartphone und eine App werden zum Produktionstool. Neu ist an der Pilot-App für Android Telefone nicht nur der gute Tonqualität der Aufnahmen, sondern vor allem ihre universelle Verwendbarkeit: die App „dradiointerview“ lässt sich ohne weitere Konfiguration weltweit von jedem Interviewpartner nutzen. Mehr Hintergrund dazu liefert Tarik in einem eigenen Artikel.

 

 

 

 

Clas DammannClas Damman, von heute+ beim ZDF erklärt, warum Journalisten Teil der Story werden (sollten). Bei heute+ versuche man mehr aus der Nachricht herauszuholen, Zielgruppe und echte Zuschauergruppe sei zwischen 18 und 24 Jahre alt. Ziel: junge Menschen dort erreichen, wo sie sind – in sozialen Netzwerken. Dabei darf der Journalist auch sich selbst und seine Reaktion auf die Entwicklung der Story thematisieren. Das heißt auch nicht, dass die journalistische Distanz aufgegeben wird. Aber ein junge Zielgruppe kann sich offenbar eher mit authentischen, weil menschlichen Berichterstattern identifizieren.

 

 

Nele HeiseNele Heise, Medienforscherin und leidenschaftliche Podcast-Verfechterin, erinnert an den phänomenalen Erfolg des NPR-Podcasts „Serial“ und was daraus zu lernen ist. „Serial“ – von einem überwiegend weiblichen Producer- und Redaktionsteam produziert, betont Nele – nimmt einen alten Kriminalfall auf und versucht, ihn zu lösen. Das ist außerordentlich spannend produziert, sorgfältig journalistisch recherchiert, und hat den bemerkenswerten Mut zu einem Ende in Folge 12.

„Serial“ verzeichnet bis heute etwa 65 Millionen Downloads – wobei davon nur ein Bruchteil auch wirklich gehört wurde. Dennoch hat das erzählerische Prinzip aus Live-on-Tape-Recherche samt Scheitern beim anderen oder anderen Hinweis Millionen erreicht und beeindruckt. Weil die Geschichte gut und ehrlich und sorgfältig erzählt wurde. Journalistische Qualität und Unterhaltung in einem, Storytelling pur.

In den USA gibt es mittlerweile eigene Podcastredaktionen und „Medienhäuser“, im Podcast-Entwicklungsland Deutschland dagegen ist noch Luft nach oben.

Eine Chance also, aus linearen Korsetten auszubrechen!

Was auch fehle, sei eine Art YouTube für Audios, moniert Nele Heise im abschließenden Panel: Eine Plattform, die das bestehende und wachsendeAngebot vernünftig anbietet.

Neles Präsentation gibt es hier: http://de.slideshare.net/garneleh/serial-co-was-das-radio-vom-podcasthype-lernen-kann.

 

 

Mehr zu Podcasts und dem Konzept des Kuratierens im Blogbeitrag „Kuratieren is the new Social Media“.