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Foto: dpa/Andrew Gombert
09.11.2015

Twittern bei Netzüberlastung – wie geht das?

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Zum einjährigen Jubiläum der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung hat das Deutschlandradio mit vier Journalisten aus Dresden berichtet. Drei Kollegen für On Air und ich für Online. Eine Woche zuvor hatte das Galgen-Foto unserer Korrespondentin Nadine Lindner viel Aufmerksamkeit im Netz und darüber hinaus bekommen. Die Debatte um Pegida war nun wieder in vollem Gange. Wie radikal war die Bewegung wirklich geworden? Konnte sie nach einer Flaute im Sommer wieder mehr Menschen mobilisieren?

Das wollten wir wissen und möglichst ausführlich beleuchten; darum der verhältnismäßig hohe personelle Aufwand an diesem Abend. Ein Novum für uns war, dass wir zusätzlich zu den Hörfunkkollegen einen Onliner rausgeschickt haben. Rückblickend muss man sagen: eine sinnvolle Entscheidung. Denn die On-Air-Reporter waren mit ihren Kernaufgaben stark eingespannt – stündliche Liveschalten nach Köln und Berlin, Beiträge bauen, kommentieren. Nebenbei noch für die Webseiten von DLF und DKultur schreiben und kontinuierlich twittern? Eher Schwierig.

Das war also meine Aufgabe. Über den Twitter-Account des Deutschlandfunks habe ich das Geschehen in Dresden begleitet, angefangen bei einer Gegendemo vor der Uni, dann ging es zu einer PK von Sachsens Innenminister Ulbig, am Abend zur Pegida-Kundgebung vor der Semperoper. Im Hotel habe ich mich anschließend direkt in unser Online-CMS eingehängt und den Bericht für dlf.de und deutschlandradiokultur.de produziert.

Für den Außeneinsatz braucht man als Onliner im Grunde nicht mehr als ein Smartphone. Angesichts der Anfeindungen, denen Reporter bei Pegida zuletzt ausgesetzt waren, ist das zweifellos ein Vorteil. Denn ohne Mikrofon und / oder TV-Kamera wird man nicht sofort als Journalist wahrgenommen. Die Qualität der Fotos, die man mit so einem Telefon machen kann, reicht für ein paar Tweets völlig aus. Für die Webseiten haben wir später Bilder aus den Agenturen verwendet.

Ein technisches Problem gab es jedoch: Inklusive Gegendemo waren am Abend mehr als 30.000 Menschen in der Dresdner Innenstadt unterwegs – und nach einiger Zeit war das Netz überlastet. Davon war vor allem die mobile Internetverbindung betroffen, so dass das Absetzen von Tweets teils mehrere Minuten gedauert hat. Einige Infos habe ich dann telefonisch an die Kollegen der Kölner Onlineredaktion durchgegeben, die das wiederum per Twitter verbreitet haben. Zu klären wäre für künftige Einsätze dieser Art, ob es technische Mittel gibt, mit denen man sich bei Netzüberlastung behelfen kann.

Und die Stimmung bei so einer Pegida-Kundgebung? Für Journalisten tatsächlich sehr unangenehm. Am späteren Abend haben einige Pegidianer dann doch noch bemerkt, dass ich nicht zu meinem Privatvergnügen vor Ort war – und mir recht unmissverständlich deutlich gemacht, dass ich dort unerwünscht bin. Journalisten der Deutschen Welle und der Video-Agentur RT Ruptly wurden von Pegida-Anhängern auch physisch attackiert.

Ein Techniker unseres Ü-Wagens, der im Bereich der Gegendemo platziert war, wurde von einem betrunkenen Gegendemonstranten angegriffen und leicht verletzt.