Radio21
09.06.2015

Podium Runde 2: Vereinfache das Radio

Von

Ole Reißmann („Spiegel Online“) und James Cridland (Radio-Futorologe) diskutieren in Runde 2 des Podiums. Die Technik steht hier im Vordergrund – und wie das Radiohören einfach werden könne.

„Die Umbrüche sind gerade unfassbar“, sagt Ole Reißmann. „Ich maße mir nicht an, zu wissen, was in fünf Jahren ist.“ Entsprechend dürfe man sich von Plattformen wie Facebook nicht vereinnahmen lassen, aber sie auch nützen.  Es sei besser, mal etwas falsch zu machen, als gar nichts zu machen.

„Man solle neue Sachen probieren“, sagt James Cridland. Er könne nicht sagen, welche sozialen Netzwerke für Deutschland relevant seien, weil er hier nicht lebe. Man solle schauen, was die Kinder machen. Die Entwicklung sei rasant: Heute spiele MySpace keine Rolle mehr, in 10 Jahren werde man womöglich über Twitter lachen, sagt er. Er ist sehr positiv, was die Radionutzung betrifft.

„In dem Moment, wo Radio mehr sein will, als reines Berieselungsinstrument, treffe der Nutzer auf ein riesiges Angebot.“ Und da seien andere vielleicht besser. „Radioinhalt müsse auf möglichst viele Plattformen und ausprobiere, was funktioniert.“ Verfügbar sein auf allen Geräten und Plattformen, die es gebe. „Man muss zu den Leuten hingehen in ihr digitales Wohnzimmer.“ Cridland denkt ebenfalls, dass möglichst viele Plattformen erreicht werden sollten.

„Es gebe eine Menge komplizierter Wege, einen Podcast zu bekommen“, sagt Cridland. „Das sei immer noch sehr kompliziert.“ Das müsse einfacher werden. Das Userinterface muss einfacher werden, so, wie es das Fernsehen vormache.

Beim DLF sei es noch einigermaßen komfortabel, sagt Reißmann. Aber es werde ignoriert, dass gerade einne Medienrevolution stattfinde. Und das führe auch zu Verlusten und Wehklagen, kommentiert er.

„Nicht Content sei King, sondern Relevanz“, sagt Cridland. Dass, was für die Menschen interessant sei, müsse Inhalt werden. Wenn man Beispiele bringe, die relevant für die Leute seien, habe man mehr Zugriffe, beschreibt er am Beispiel eines 2000-Pfund-Geschenks, als wenn man nur zum Anruf aufrufe. „Die Idee, dass man mehr das Serviceorientierte habe“ unterstützt auch Reißmann. Ein Weg dazu sei auch die Personalisierung, zu publizieren, was Menschen persönlich relevant finden, sagt Cridland.

Man dürfe nicht unterschätzen, dass die Leute von heute mehr Medienkompetenz haben. Denen können man nicht einfach einen Text vorsetzen, der aus Wikipedia zusammengestückelt sei, sagt Reißmann. Das sei für Medienmacher auch unfassbar hart. Das setze wahnsinnig unter Druck. „Die echte Konkurrenz ist auch ehrlicher“, sagt jemand aus dem Publikum. „Das stelle auch qualitative Herausforderungen an Journalisten.“

Ist Apple Radio interessant, fragt Nicola Balkenhol. Und fordert Cridland und Reissmann zur Diskussion auf. Cridland sagt, dass dieses Radio Leute wieder zum Radio bringen werde. Und insofern sei es gut. Aber Apple Radio könne aber um einiges besser sein und das sei enttäuschend. Reißmann bestätigt diese Einschätzung. „Aber der Fakt alleine, dass Apple eben ein so beherrschendes Unternehmen mit den Zugangsmöglichkeiten ist, werde Apple Radio erfolgreich machen.“