Apps, Mobil, Radio, Social Media, Zukunft der Medien
26.05.2014

Radio. Immer. Überall. Alternative Plattformen für Audios

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UKW, DAB+ und WLan: Wer Radio hören will, hat mehr als eine Möglichkeit. UKW-Radio, Internetstream oder digital. Live oder als Podcast. Dazu kommen noch weitere Verbreitungswege, die für uns als Radiomacher in Zukunft noch relevanter werden. Ein Überblick.

Audios teilen auf externen Plattformen


Audios sind unser Markenkern. Nach der „gewöhnlichen“ Ausstrahlung sollten sie immer im Internet zu finden sein. Natürlich manchmal auch davor. Dazu aber braucht ein Hörfunksender nicht nur eine übersichtliche Mediathek und ein gutes Podcastangebot, er kann auch andere, externe Audioplattformen nutzen.

Soundcloud

Soundcloud-Angebot „Foschung aktuell“

Die zurzeit größte Sharingplattform für Audios ist Soundcloud mit 250 Millionen Nutzern weltweit, die auch von öffentlich-rechtlichen Sendern genutzt wird (BBC, npr, WDR, DLF Forschung aktuell). Der Vorteil: Soundcloud-Audios lassen sich leicht in Blogs oder bei Facebook einbinden. Fraglich ist: Dürfen wir als öffentlich-rechtlicher Sender diese eine, kostenpflichtige Plattform bevorzugen, weil sich hier die meisten Nutzer tummeln? Wie viel personeller Aufwand ist nötig, um sie mit Audios zu füttern? Und: Welche Audios werden eingespeist – alle? Sind mehrere Profile für mehrere Sendungen sinnvoll? Auf diese Fragen lassen sich Antworten finden – deswegen sollte Soundcloud Pflicht für uns sein.

Auch YouTube als Videoplattform kann eine hauseigene Mediathek ergänzen. Denkbar wäre ein zusätzlicher Videokanal – mit einem regelmäßigen Format z.B. „Korris im Gespräch“ – der uns als Marke stärkt.

 

Audios in Streamingdiensten


Deezer, Simfy, Wimp, Spotify, Google Play Music… Es gibt viele Anbieter, mit denen sich Musik streamen lässt. Die teils sogar kostenlosen Angebote für Laptop, Smartphone und Tablet variieren. Führend ist zurzeit Spotify – mit 24 Millionen deutschen Nutzern. Vermutlich dauert es auch nicht mehr lange, bis Apple und Amazon einen entsprechenden Dienst anbieten. Kernprodukt sind Musiktitel. Was können wir als öffentlich-rechtlicher Hörfunksender mit diesen privaten Plattformen anfangen?

Screenshot Spotify

Screenshot der Spotify-Desktop-App

Wer Streamingdienste nutzt, möchte in erster Linie Musik hören. Vielleicht lässt er es sich auch gefallen, wenn seine Playlist ergänzt wird? Um Informationen zum Künstler, eine Rezension, Tourdaten. Nachdem es etwa die BBC mit einem Angebot vorgemacht hat (neben Playlisten von BBC-DJs lassen sich auch Podcastangebote abrufen), gibt es inzwischen auch deutsche Radiosender, die neben Playlisten auch musikjournalistische Inhalte bei Spotify anbieten. detektor.fm und der Bayrische Rundfunk machen vor wie es geht.

Diese Spielweise sollten auch wir uns ansehen. Henning Bulka hat bereits eine Playlist für DRadio Wissen angelegt. Wie wäre es mit einem personalisierten Radiosender, der um einen Wortanteil ergänzt wird (der nicht ausschließlich von einem, nämlich unserem Sender, gespeist werden müsste)?

Die Fragen werden sein: Auf welchen Dienst konzentrieren wir uns? Müssen wir bei allen Anbietern präsent sein? Was kostet das Ganze und lohnt der Aufwand? Denn: Wie viele Spotifynutzer lassen sich überhaupt auf Wortbeiträge ein?

 

Audios in sozialen Netzwerken – und ein Ausflug zu privaten Chatdiensten?


Soziale Netzwerke wie Facebook sind bei vielen Nutzern den ganzen Tag über geöffnet – am Schreibtisch oder unterwegs. Wir können sie dort erreichen, aber wie? Hören sie die Audios, die wir dort verlinken, sofort oder später? Und wo wollen sie sie hören?
Wir sollten ein zweifaches Angebot schaffen: Audios auf der Facebookseite (Einbindung via Soundcloud) UND Verlinkung zur eigenen Seite.

Facebook

Profil Deutschlandradio Kultur bei Facebook

Und vielleicht ist auch eine dritte Variante denkbar: Eine Audiopickliste für Facebook. Der Nutzer sammelt und hört, wann es ihm passt. Fraglich, ob sich das technisch umsetzen lässt?

Interessant wird auch die Frage: Wie nutzen wir in Zukunft private Chatdienste? Die BBC hat zur Wahl in Indien Nachrichten per WhatsApp und WeChat verschickt.

Der Vorteil: Statt via App Nachrichten an alle Abonnenten zu verschicken, lässt sich mit privaten Chatdiensten eine Auswahl treffen – nur wer auch wirklich Infos zur Wahl in Indien möchte, bekommt sie auch. Im nächsten Schritt ließen sich sogar Audios und Videos verschicken.

Die Washington Post nutzt solche Dienste umgekehrt. Leser konnten im Winter via Snapchat Bilder an die Redaktion schicken. Der Leser wird zum Blattmacher.

Das könnten wir auch. Und das im besten Fall ohne auf private Dienste zurückgreifen zu müssen.

Dradio App

Screenshot des Dradio-Players

App-Hören

Smartphone und Tablet werden zum Radio. Neben speziellen Applikationen wie der Deutschlandradio-App gibt es zig weitere Anwendungen (z.B. radio.de), mit denen sich fast jeder Sender hören lässt – von übersichtlich bis unübersichtlich, von stabilem Stream bis häufiger Unterbrechung:  Vorteil für den Nutzer: Er hat eine größere Auswahl. Nachteil: Oft werden die Nutzer geortet und ihre Daten gespeichert, was allerdings auch schon für öffentlich-rechtliche Apps festgestellt wurde.

Audio-Onlinenutzung

Radio im Livestream – noch immer die meist genutzte Audioform im Netz (Quelle: ARD-ZDF-Onlinestudie).

Für uns als Programmmacher ist klar: Je mehr Möglichkeiten es gibt, uns zu hören, desto besser. Aber wir sollten immer auch ein eigenes Playerangebot haben, um ein ortungsfreies Hören zu ermöglichen. Denn der Hörer zahlt nicht mit seinen Daten sondern mit seinen Gebühren.

 

Was kommt?

Viele Möglichkeiten, viele Fragen: Wir sollten allem mit Offenheit begegnen, aber deswegen noch lange nicht auch alles mitmachen. Auf in den Netzdschungel, aber nicht rauf auf jeden Baum!

Kommentare zu diesem Beitrag (2)

  1. sTef Bauer | 27. Mai 2017, 10:34 Uhr

    Neue DLF App & iOS 4.2.1

    Hallo Entwickler-Team,

    da hat sich doch klammheimlich die (alte) DLF App aus dem Apple Store verabschiedet und gleichzeitig ist diese App auch nicht mehr unter iOS 4.2.1 lauffähig.

    Hier meine Wünsche zur neu geplanten DLF App:

    + Kompatibel zum alten iOS 4.2.1
    + Streamfähigkeit aller drei DLF Radios

    Die jetzt noch aktuelle DRadio App ist auf einem modernen Tablet mit aktuellem iOS eine nette Sache. Aber die tägliche Nutzung der (alten) DLF Radio App macht nur auf dem iPhone und iPod Touch richtig Sinn. Bzgl. der Größe des Gerätes.

    Die DLF Streams im Browser eines (alten) iPod Touch unter iOS 4.2.1 zu hören stellt absolut keine Alternative dar.

    Hier nochmal der Appell an die App Entwickler:

    Zeigen Sie gemäß der Gemeinnützigkeit und der Gebührenfinanzierung des öffentlich rechtlichen Rundfunks Ihre Verantwortung gegenüber der Abwärtskompatibilität.

    Unterstützen Sie nicht die geplante Obsoleszenz der Hardwarehersteller!

    • Nicola Balkenhol | 6. Juni 2017, 18:57 Uhr

      Hallo Herr Bauer,
      meinen Sie mit der alten App die namens „DRadio“? Die passte nun aus vielen Gründen nicht mehr in unser Angebot (sie stammte noch aus der Zeit vor dem Relaunch unserer Webseiten 2013). Wir neigen nun wirklich nicht zu übereilten Neuerungen und haben auch ein überschaubares App-Angebot, so dass Ihr Hinweis auf Obsoleszenz kaum zutrifft. Irgendwann ist selbst bei größtem Bemühen keine Kompabilität mit alter Hard- und Software möglich, will man sich nicht abkoppeln von neuen Möglichkeiten. Wir bündeln übrigens derzeit unser Audioangebot (Livestreams und Audio on Demand) in einer neuen App und kommen damit hoffentlich einem vielfach geäußerten Hörerwunsch nach, unsere Audioinhalte besser zu bündeln und „mitnahmefähig“ zu machen.
      Viele Grüße
      Nicola Balkenhol